Freitag, 31. Dezember 2010
Jahresendmeditation
Die letzte Woche des Jahres hat noch einmal ein echtes Highlight für mich parat gehabt. Mein neues Fahrrad ist doch noch gekommen. Ich bin "verliebt". Es sieht so genial aus, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Hier sind ein paar Bilder zu sehen. Ich freue mich schon wie ein Schneekönig darauf, es das erste Mal bei einigermaßen trockenen Wegen auszuprobieren. Bis dahin muß es im Keller warten.
Am letzten Tag unseres diesjährigen Jahresurlaubs war ich auch schon einmal bei der Erkenntnis angelangt, dass man die digitale Welt nicht braucht, um zufrieden zu sein. Und auch zu Jahresbeginn hatte ich schon einmal das Gefühl, dass ich dieses Jahr nutzen sollte, ein paar neue Erfahrungen zu machen. Damals hatte ich einen Schnuppertauchkurs gemacht und mir vorgenommen, einen Tauchschein zu machen. Nun, daraus ist nichts geworden. Aber die Nicht-Computer-Erfahrung habe ich dennoch in die Tat umgesetzt.
Seit Mitte September treibe ich mit schöner Regelmäßigkeit Sport. Joggen im Dunkeln. Vielleicht sollte ich mir eine neue Domain reservieren und dort ein bisschen über meine nicht-Computer-Erlebnisse schreiben. Mal schaun.
Die Vorbereitung für meine erste Fahrrad-Saison läuft gut. So fit wie derzeit habe ich mich noch nie gefühlt. Ein weiterer Schritt zum Vollständigwerden. Es ist wirklich interessant, den Prozess des "Lernens aus Erfahrungen" an sich selbst zu beobachten und ihn aktiv zu beeinflussen. So gehts immer in die richtige Richtung. Ich kann nur jedem empfehlen, das auch so zu tun.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die die Zeit gefunden haben, meine Texte zu lesen - und natürlich auch allen anderen - einen guten Rutsch ins neue Jahr. Und viel Spass beim umsetzen der eigenen Ziele.
Mittwoch, 22. Dezember 2010
Eigentlich könnten wir leben
Wir saßen im Mietwagen und haben uns - natürlich - über das Projekt unterhalten. Er arbeitet auch in einer Forschungsabteilung, allerdings konzernübergreifend. Und bei ihm spielt der wissenschaftliche Anspruch eine viel größere Rolle, als bei uns in der Abteilung. Wir sollen Dinge innovieren, die man auch in unseren Produkten praktisch umsetzen kann.
Wir haben uns über eine - aus unserer Sicht tolle - neue Möglichkeit der automatischen Stromversorgung unterhalten und wie die Lösung, die in unserem gemeinsamen Projekt erarbeitet wird, dafür eingesetzt werden könnte. als ich dann letztens im Zug nach hause saß, da habe ich unsere Gedanken von der gemeinsamen Autofahrt weiter gesponnen. Und dabei hatte ich nicht weniger als zwei Erkenntnissen, die mich mit Technologie-Themn versöhnen.
Ich habe mich ja in einigen meiner Postings besonders dem Thema "Intelligenz von Maschinen" gegenüber ziemlich kritisch geäußert. Der Grund hierfür ist, dass ich meist davon ausgegangen bin, dass dieses Intelligent-Machen von Maschinen den Zweck verfolgt, besser mit dem Mensch zu kommunizieren und "in Verbindung mit ihm zu treten". Weiterhin bin ich auch stets davon ausgegangen, dass neue Technologien entwickelt werden, um die Art und Weise der zwischenmenschlichen Kommunikation zu "verbessern". Man könnte meinen, dass der Wunsch existiert, dass Technologie den Mensch ansich verbessert. Aber ich glaube da nicht dran.
Eine meiner Erkenntnisse war, dass Technologie dem Mensch hilft, indem sie ihm Dinge abnimmt. Automation bewirkt, dass nicht mehr der Mensch arbeiten muss, sondern dass Maschinen dies tun. Und auch hierfür müssen sie intelligent sein. Aber nicht, um mit dem Mensch zurecht zu kommen, sondern um selbst - ohne den Mensch - zurecht zu kommen.
Jetzt kann man anführen, dass dort, wo Maschinen allein arbeiten - ohne den Mensch - der Mensch nicht mehr gebraucht wird. Dafür hat er Zeit, anderes zu tun - vielleicht schöneres. Interpretiert man Technologie nicht als Mittel einess Konzerns, effektiver zu werden, sondern als Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten, dann verliert sie ihren negativen Anstrich. Der Roboter im klassischen Sinne...
Stellen wir uns z.B. vor, dass die Automatisierung soweit fortgeschritten ist, dass nicht mehr Menschen Nahrungsmittel produzieren, sondern nur noch Maschinen. Weltweit. Klar, Menschen müssen ihnen vorgeben, was zu produzieren ist, aber stellen wir uns vor, dass die Automatisierung soweit vorangeschritten ist, dass dies die einzige Arbeit ist, die der Mensch bei der Nahrungsmittelproduktion zu tun hat. Und die eigentliche Arbeit wird von Meschinen gemacht. Intelligent, selbständig und autonom.
Dann muss der Mensch keine Zeit mehr dafür aufwenden. Was wäre die Folge? Damit würde die Notwendigkeit entfallen, den Mensch für seine Zeit zu entschädigen. Die Notwendigkeit, Geld zu bezahlen wärde nicht mehr existieren. Gleichzeitig müsste man kein Geld mehr bezahlen, um sich Nahrungsmittel zu kaufen, denn wenn kein Mensch Interesse hat, Geld für eine Leistung zu bekommen, dann muss ein anderer Mensch auch kein Geld für die Leistung bezahlen.
Erweitern wir den Gedanken. Wenn Häuser von Maschinen gebaut würden, Wenn Autos nur noch von Maschinen gebaut würden, wenn alles, was heute vom Mensch produziert wird (oder auch nur unter seiner Aufsicht) nur noch von Maschinen produziert würde - unter ihrer Aufsicht, weil sie intelligent genug dazu sind. Dann braucht man für Güter kein Geld mehr zu zahlen. Verkehr: Stellten wir uns vor, dass unser Verkehrssystem vollständig automatisiert abläuft, sich selbst regelt, pflegt und regeneriert. Dann muss kein Mensch mehr Geld bezahlen, wenn er sie in Anspruch nimmt. Die Rohstofft, die für all das Notwendig sind, werden von Maschinen zu Tage gefördert und an den Ort der Verwendung transportiert - automatisch.
Ich rede vom Gegenteil von Vollbeschäftigung - ich rede von Vollautomatisierung.
Sicherlich gibt es Dinge, die immer noch vom Mensch erledigt werden müssen, z.B. Arbeiten am Mensch selbt: Altersbetreuung oder die Versorgung kranker Menschen, Forschung, Wissenschaft, all das, was den Mensch ansich erfordert. Allerdings würden wir für diese Aufgaben _wirkliche_ Menschen benötigen, die keinen Vorteil für sich suchen, sondern ihnen aus Überzeugung und Spass nachgehen. Oder einfach nur, um ihre neue zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen. Sollten wir eine solche Situation meistern, dann könnte man mit Fug und Recht behaupten, dass Technologie
den Menschen verbessert hat.
Montag, 20. Dezember 2010
Misstrauen
Grad - also eigentlich nun mittlerweile vor einer dreiviertel Stunde wollte ich mit dem Zug nach hause fahren. Dann wäre ich wohl so gegen 20:00 Uhr zu hause gewesen. Jedoch schaffe ich das nun nicht mehr, da ich auch laut der eben erfolgten Ansage erst 10 vor 8 in München sein werde. Dann sehe ich meine Kleine heute leider doch nicht mehr.
Aber wie komme ich in diesen Zug? Das hat mit besagtem Misstrauen zu tun. Zunächst kommt der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte 20 Minuten zu spät. Da sitze ich drin - glücklich, einen Platz ergattert zu haben. Das war schon schwer genug. Dann dauerts noch ne Weile und der Schaffner sagt durch, dass im Bordbistro eine "herrenlose" Tasche rumsteht. Die hat wohl jemand vergessen, der gerade aus dem Zug ausgestiegen ist.
Ich sag im Scherz - so dass es die andere Fahrgäste hören - "Lieber rausschmeissen". Sie lachen. Ich mache meinen Rechner an und warte, dass er hochfährt. Der Schaffner meldet sich erneut. "Liebe Fahrgäste, da wir auf die Bundespolizei warten müssen, führt als nächster Zug nach München der ICE 881 von Gleis 12. Bitte nutzen sie diesen Zug!".
Ich merke, dass es kein Spass ist, springe auf, packe meinen laufenden Laptop in die Tasche, ziehe meine Jacke an und sehe zu, dass ich zu Gleis 12 komme. Da kommt tatsächlich grad ICE 881 angefahren und ich kann einsteigen.
Und da sitze ich nun - im ICE 881. Mein "Zug des Vertrauens". Keine herrenlose Tasche, der man nicht vertrauen kann, weil keiner weiss, was drin ist. Es ist ein Wahnsinn. Früher hätte man wahrscheinlich einfach den Koffer auf den Bahnsteig gestellt und eine Ansage auf dem Bahnhof gemacht, dass man ihn in der "Bahnhofsfundgrube" abholen kann.
Es ist traurig. Heute geht das nicht mehr in den Zeiten des globalen Terrors - wo wir alle tolerant sind und trotzdem lieber für uns bleiben, weil wir nicht wissen, wer von draussen reinkommt. Da muss ein ganzer Zug geräumt werden, wegen eines Koffers, der da rumsteht.
Vielleicht handelt es sich dabei um ein zwischenmenschliches Problem, das sich optimal mit Technologie lösen ließe. Einfach ein mobiles Röntgengerät erfinden, mit dem man schnell und bequem herausfinden kann, was in einem Koffer drin ist. Dann könnte man zumindest das globale Misstrauen entschärfen und die anderen Menschen, die nichts damit zu tun haben einfach leben (oder in dem Fall mit dem Zug fahren) lassen. Damit schließt sich der Kreis.
Mittwoch, 24. November 2010
Irrtum
Im Laufe des Interviews kam er irgendwann zu der Aussage, dass wir uns doch immer wieder neue technische Spielereien kauften, um mehr Zeit zu haben und um Dinge schneller erledigen zu können - IPhone, IPad und Konsorten. Ich halte das für einen Irrtum.
Wir kaufen uns die ganzen technischen Spielereien nicht, damit wir mehr Zeit haben, sondern damit wir mehr Zeit mit ihnen verbringen. Eigentlich haben wir also weniger Zeit dadurch. Weniger Zeit mit der Familie, weniger Zeit für die eigentlich wichtigen Dinge.
Und das schlimmste ist, dass, wenn man sie wirklich braucht, uns unssere Gadgets nicht wirklich Nutzen stiften. Klar, man kann Kinoprogramme, Fahrpläne und -karten, Reiserouten usw. bequem kaufen, buchen, oder mieten. Aber das muss man nicht immer unterwegs tun.
Heute morgen saß ich in der S-Bahn. Plötzlich hieß es "Betriebsstörung, weitere Informationen folgen". Das Ergebnis ist, dass ich jetzt in dem "Eins-später-ICE" sitze und heute wohl mit einer Verspätung von einer halben Stunde auf Arbeit ankomme. Da hilft mir kein Gadget - das ist eben so.
Ich verfolge die IT-Presse immer mal wieder. Da lese ich, dass John Carmack, der Lead-Programmer bei dem Spielestudio schlechthin - id Software - erklärt, wie er gedenkt, die "Mobile Industry" dazu zu bewegen, bessere Unterstützung für Games bereit zu stellen, so dass man hier und überall spielen kann. Super. Das hat die Welt gebraucht.
Es sieht heute schon so aus, als ob die junge Generation an ein elektronisches Gemeinschaftsbewußtsein angeschlossen ist, wenn sie sich unterwegs am laufenden Band die Ohren mit Musik zuballert. Wenn man dann immer und überall zocken kann, wird es wohl bald Prügeleien geben. Emotionen kann man schließlich nicht so einfach abschalten.
Montag, 22. November 2010
Verinnerlicht
Damit bezog er sich darauf, dass die eigentlichen Sachwerte nicht mehr als ein paar Büroräume und ein paar Rechner wären, die auch nicht mal wirklich Facebook gehören.
Diese Meinung hat mich nicht mehr losgelassen. Meine Antwort darauf war, dass es nicht darauf ankommt, ob ein "Ding" materiell, also eine Sache, ist oder nicht, sondern dass sich der "Wert" aus der Phantasie der Menschen ableitet, was man alles damit machen kann. Es ist schon interessant, dass ein sehr große Gruppe von Menschen, die alle individuell für sich denken, fühlen und handeln, gleichsam die Idee haben, dass ein Ding viel Potential birgt, das es zu heben gilt.
Aber was ist eigentlich das Konzept "Wert". Es handelt sich dabei ja um ein abstraktes Konzept. Man kann ihn zwar beziffern, wenn man ihn im Kontext eines wirtschaftlichen Sachverhalts betrachtet. Andererseits kann kann man ihn auch fühlen, wenn man z.B. von anderen Menschen "Wertschätzung" erfährt, indem sie einem anerkennend auf die Schulter klopfen.
Das führt zu der Frage, was erlebbare Wertschätzung und der "abstrakte" Wert miteinander gemeinsam haben. Vielleicht ist "Wert" ein Maß für die Intensivität eines Erlebnisses, oder einer Erfahrung. Aber Facebook verkauft keine Erfahrung. Facebook "verkauft" eine Software, mit der man Teilnehmer eines "Netzwerks" sein kann und in Kontakt (nicht im wörtlichen Sinne) mit anderen Leuten bleiben kann. Welches Gefühl könnte da eine Rolle spielen?
Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir ein Glücksgefühl ein, dass man bei der Beschäftigung mit Software erfahren kann. Ich stelle mir einen Mensch vor, der sich vorstellt, was er alles mit Facebook machen kann und der sich schlicht und ergreifend darüber freut, was es ermöglicht. Und wenn sich dieses Glücksgefühl stark anfühlt, dann ist der Wert hoch. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die herausfinden können, ob sich andere Menschen über Facebook freuen würden (z.B. indem sie von sich auf andere schließen). Und diese Menschen, die das herausfinden können, "treiben" den Wert, indem sie Nutzung von Facebook für viel Geld den Menschen ermöglichen, die sich darüber freuen, es zu benutzen.
Um so ein Glücksgefühl zu erzeugen, muss Facebook wohl einen Zweck erfüllen, den viele Menschen für sich für sehr wertvoll halten - Teil eines Netzwerks sein, Teil eines größeren Ganzen. Vielleicht kommt dabei auch ein gewisses Heimatgefühl zum Ausdruck. Wer weiss das schon.
Wenn Wert ein Maß für die Intensivität eines Erlebnisses oder einer Erfahrung ist, dann kenn ich auch verstehen, wieso mein Kollege "Sachen" für wertvoller hält, als Software. "Sachen", also Dingen, die man erleben kann, die eine räumliche Ausdehnung haben und einen oder mehrere unserer Sinne "bedienen", kann man wahrnehmen, und das in verschiedenen Intensivitätsgraden.
Man kann ein Haus z.B. sehen. So bekommt einen räumlichen Eindruck, allerding ist das eine berührungslose Wahrnehmung. Mann kann auch zu einem Haus hingehen und kann es berühren. Dann nimmt man es viel intensiver wahr. Es hinterlässt dann praktisch bei uns einen Eindruck. Man merkt dann, dass es hart ist, dass man sich daran stoßen kann und dass man schmutzig wird, wenn man lange dran rumgrapscht.
Zugegeben, dass man sich an einem Haus stoßen kann, lässt seinen Wert nicht steigen, aber wenn man in einem Haus drin ist, dann kann man sich z.B. vorstellen, wie es wäre, darin zu leben. Und _das_ lässt den Wert des Hauses steigen oder sinken.
Mir fällt aber auch noch eine andere "Definition" für Wert ein. Es könnte sich dabei auch um ein Maß für den Verlust handeln, den man erleidet, wenn man eine Sache, ein Ding, einbüßt oder wenn man einen Menschen verliert. Wenn ich mir z.B. vorstelle, dass ich meine Tochter nicht mehr jeden Tag abends ins Bett bringen kann, dann blutet mir das Herz....
Freitag, 15. Oktober 2010
Every day life
Am Bahnhof dann ein kurzer Sprint - naja, im Rahmen meiner Möglichkeiten, denn die Beine schmerzen noch vom gestrigen Laufen - zum Zug. Ich schaffe es. Komme in "meinen" Wagon und bekomme auch "meinen" Platz, weil ich einem anderen Typen praktisch direkt vor die Nase springe. Egal, ich sitze. Der Typ setzt sich vor mich.
Kurz darauf kommt noch ein Typ, setzt sich neben ihn. Sie kennen sich und beginnen miteinander zu sprechen. Gebrochenes Deutsch. Osteuropa. Sie reden immer noch (wir sind jetzt bereits in Ingolstadt. Ich mag diese monotone falsche Aussprache nicht. Für den Typ, dem ich vor die Nase gesprungen bin, sind die Menschen Idioten (Wieso auch immer...). Er beschwert sich, dass er schlecht behandelt wird. Immer dasselbe.
Dann kommt die Schaffnerin und will die Tickets sehen. Er zeigt irgendwas und verlangt dann für morgen ein Ticket München-Suhl. "Suhl" war nicht einfach zu verstehen - erst nachdem er es buchstabiert hat. Die Schaffnerin weist ihn darauf hin, dass so ein Ticket im Zug teurer ist, als am Bahnhof. "Jaja, egal". Ok, sie gibt es ihm. Er will eine Verbindung und wundert sich, dass sie sie nicht ausdrucken kann. Sie hat so ein kleines Ticketprüfgerät. Oh Wunder. Soviel zum Thema: die Menschen sind Idioten.
Wenn ich heute in Nürnberg ankomme, werde ich mich nicht wieder in die überfüllte U-Bahn stellen - so wie gestern. Eingeqzetscht zwischen Schultaschen und Kindern. Kinder sind zwar etwas tolles, aber nicht, wenn sie mir auf den Füßen rumlaufen ;-). Heute werde ich einfach ein Bahn abwarten und dann erst fahren. Dann komme ich wahrscheinlich 10 Minuten später in der Firma an, aber dafür gemütlich - ohne schubsen.
Im Prinzip wird der Tag heute recht relaxt. Am Vormittag haben wir Infoforum - 3 Stunden. Und am Nachmittag bin ich mit einem Paper beschäftigt, dass ich zusammen mit einem netten Mensch von IBM für unser Projekt schreibe. Eine feine Aufgabe.
Heute abend werde ich mal nicht draußen rumhopsen oder radeln. Das mache ich seit mehreren Wochen und es tzt mir extrem gut, aber man muss auch mal Pause machen. Ich bin nämlich seit meinem Erlebnis in den Bergen auf die Idee gekommen, dass Sport eine tolle Sache sein könnte, um in Form zu kommen. Das zahlt sich schon nach recht kurzer Zeit aus. Ich bekomme soviel Luft wie selten zuvor in meinem Leben. Gestern bin ich gelaufen und gelaufen - eine Stunde lang.Nicht schnell, aber konstant. So langsam ist nicht mehr die Atmung das Problem, sondern die körperliche Konstitution. Aber damit kann ich gut leben, denn für letztere ist dieses kleine
Training natürlich aicht schlecht.
Im November kommt mein neues Fahrrad. Ein Mountainbike. Und wenn ich nächstes Jahr wieder in die Alpen fahren sollte, dann wird das ein Fest. Ich freue mich schon. Ich bin so lange nicht mehr intensiv Rad gefahren. Und habe gar nicht gemerkt, wie ich das vermisst habe. Durch diese kleine Änderung meiner Lebensweise ist die Beschäftigung mit irgendwelchen abgefahrenen Software-Dingen recht stark zurückgegangen, sodass ich nun wieder mehr in der echten Welt lebe. Bin gespannt wie sich das auswirkte. Vielleicht schaffe ich es ja, meiner kleinen Tochter so vermitteln zu können, dass das auch wichtig ist.
Das wäre klasse.
Montag, 11. Oktober 2010
Software Philosophie und Biologie
und Ähnlichkeiten ergeben.
So auch zwischen Software und Philosophie.
Das äußert sich z.B. auf so profane Art und Weise, wie der Tatsache, dass jemandem, der versucht, Software so gut wie möglich zu schreiben, unterstellt wird, dass seine Ansätze philosophisch sind. Es zeigt sich aber auch darin, dass genau wie die Philosophie Software sich auf absrakte Konzepten und Sachverhalten gründet. Insofern haben die die Diskussionsgegenstände der Beschreibungsmittel von Software und die Philosophie das gleiche Problem, dass sie in beiden Fällen nicht oder nur sehr schwer verständlich sind, da sie nichts mit der Erfahrungswelt des Menschen
zu tun haben.
Ein Philosoph würde jetzt wahrscheinlich vehement widersprechen. Schließlich befasst er sich z.B. mit so grundlegenden Dingen, wie dem "Sein" oder der "Zeit". Um meinen Gedanken zu verdeutlichen frage ich: "Wie fühlt sich das Sein an?" oder "Wie sieht die Zeit aus?" Die Konzepte entziehen sich einfach den menschlichen Sinnen. Nagut, es gibt ein Zeitgefühl, eine "innere Uhr" - vielleicht ist nicht alles, womit die Philosophie sich befasst, abstrakt. Aber die Begriffswelt der Philosophie ist abstrakt und zumeist nicht "begreifbar". Genauso ist es auch mit Software. Keiner weiss, wie eine UML-Klasse aussieht oder ob ein sogennanter Dependency Injection Container ein Geräusch von sich gibt, wenn er eine Abhängigkeit (von der keiner weiß, wie sie aussieht) einfügt. Durch die Nicht-Erfahrbarkeit werden sowohl Software als auch Philosophie zu abstrakten Domänen, auf die nicht die Regeln der erfahrbaren Welt angewendet werden können.
Nun ist dies jedoch nicht die einzige Beziehung von Software zu anderen Wissensgebieten. Letztens hatten wir in der Firma beim Kaffee eine Diskussion, bei der es um die Inhalte von Software ging. Und unsere gemeinsame Meinung war, dass Software im Prinzip zum überwiegenden Teil aus Kommunikation, Umwandlung, Darstelluing und anderen allgemeinen Infrastrukturfunktionen besteht und nur zu einem sehr kleinen Teil aus der eigentlichen Erfüllung einer Aufgabe - also aus der Domainlogik.
Das ist nichts neues. Aber heute hatte ich nach der Diskussion ein Bild vor meinem inneren Auge, das dem Modell glich, das hinlänglich zur Darstellung von Gehirnen genutzt wird. Also Knoten, die durch viele wirre, scheinbar systemlos angeordnete Stränge verbunden sind. Die Stränge representieren die Infrastruktur und die Knoten stellen die einzelnen durch die Infrastruktur verbundenen Domainlogiken dar. Das hat was Biologisches. Und genau wie bei einem Gehirn bekommen die Logiken (Knoten) über die Stränge Signale (Daten) zugesandt, bearbeiten sie oder werten sie nur aus und senden dann auf anderen Strängen Signale (Daten) an andere Logiken.
Auch das ist sicherlich nichts bahnbrechendes Neues. Es ist aber schon interessant, dass man zur Verdeutlichung einer abstrakten logischen Struktur Konzepte aus der Biologie (Erklärung der Natur) heranziehen kann, um sie verständlicher zu machen.
Das führt zu einer für mich spannanden Frage: Wäre es nicht interessant, die Softwarewelt eher auf ein "natürliches" als auf ein abstraktes philosophoisches Fundament zu stellen? Das hätte mehrere Vorteile:
- Damit gliche sich z.B. die Softwareentwicklung den anderen Ingenieurswissenschaften an, die ihren Fortschritt auch zum Teil aus der Nachahmung der Natur ziehen.
- Software würde verständlicher.
Letzteres ist sicherlich eine gewagte These. Zunächst müsste man bei der Interpretation der Vokabulars aus der Domäne der Software Metaphern aus der Biologie finden. Möglicherweise würde dies dazu führen, dass sich die Begrifflichkeiten der beiden Wissensgebiete sich annähern. Die Hierarchie von Konzepten, die für eine Diskussion von Software notwendig ist, könnte auf die Hierarchie biologischer Konzepte abgebildet werden. Zum Teil passiert dies ja schon, wenn man z.B. von einem Computer-"Virus" spricht. Das Finden von Biologie-Metaphern für Software könnte dazu führen, den Charakter von Software besser zu erklären.
Ich kann den Bogen auch wieder zurück zur Philosophie schlagen. Diese Woche hatten wir in der Firma eine Vortrag über Wittgenstein. Eine Kernaussage des Vortrags war, dass für Wittgenstein die Beziehungen zwischen den Dingen (er nannte sie Tatsachen) viel wichtiger waren, um die Welt zu erklären, als die Dinge selbst. Meiner Meinung nach gibt es in der akademischen Welt einen Trend, sich mehr auf die Beziehungen zwischen den Untersuchungsgegenständen zu konzentrieren. Das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile. Auch in der Software-Welt wird dies wahrgenommen, z.B. der bereits genannte Dependency Injection Container ist ein Konstrukt, um Beziehungen (Dependencies) zu formalisieren. und auch in der Biologie (wie auch in der (Quanten-)Physik und der (Quanten-)Chemie findet eine Hinwendung dazu, wie die Dinge in Beziehung stehen, statt.
Es ist nicht die "Essenz" der Dinge, die zählt, es ist die Interaktion zwischen ihnen.
Mittwoch, 21. Juli 2010
Zug in die Zukunft
Ich sitze also im Zug und will eigentlich an meinem Projekt arbeiten, jetzt, da die Aussicht besteht, dass ich noch zwei Mitstreiter finde. Da fällt mir der Ansage-Stil des heutigen Zugchefs auf. Er ist sehr freundlich - versucht nicht, auf Teufel-komm-raus originell zu sein - und beherrscht ein gutes Englisch. Das ist selten. Was aber interessant ist, ist, dass er Fahrgäste auffordert, auf seine Ansagen zu hören. Der Mann hat etwas von einem Projektleiter. Das ist ein starker Gegensatz zu den Bahn-Mitarbeitern, die zum Teil rüberkommen, wie verschämte Bittsteller und sich in jedem 2. Satz entschuldigen.
Ich mache mir in letzter Zeit schon das eine oder andere Mal Gedanken über die Bahn - ist bestimmt in einem der letzten Postings schon aufgefallen. Die Parallelen zwischen Bahn-Logistik (Züge müssen zu definierten Zeiten an definierten Orten sein) und Produktionslogistik sind erstaunlich. Sicherlich sind die Randbedingungen anders, aber "vom Prinzip" her ist es das Gleiche.
Das führt mich zu ein paar Gedanken darüber, wie die Eisenbahn der Zukunft aussehen könnte. Nach meinem letzten krassen Verspätungserlebnis, von dem ich berichtet habe, habe ich mir überlegt, dass die Bahn der Zukunft nicht aus einem langen Zug für viele Personen bestehen sollte, sondern dass die Transporteinheiten kleiner sein müssten. (Gibt es eigentlich eine Vorfeldabteilung bei Siemens Mobility?) Ich stelle mir vor, dass ein Zukunftszug so groß ist wie ein Großraumtaxi - ein Schienentaxi.
Diese Schienenraumtaxis fahren in kürzeren Abständen. Durch die kleinere Transportmenge kann eine besser dimensionierte, bedarfsgerechte Menge von Transportraum zur Verfügung gestellt werden. Ich stelle mir auf den Gleisen so etwas wie einen "getakteten" Verkehr vor. Das ist sicherlich heute schon so, aber man nimmt es nicht so wahr, wenn man nicht gerade in einem Stellwerk oder in irgendeiner Steuerzentrale der Deutschen Bahn sitzt.
Da ein Schienentaxi kleiner ist, ist es auch anfälliger für physische Störungen. Das heisst, dass z.B. ein Lebewesen, das versehentlich oder mit Absicht auf die Gleise geraten ist, einen deutlich stärkeren Schaden anrichten kann. Ein Schienentaxi muss also so ausgelegt sein, dass es soviel wie Möglich Energie von sich wegleitet. Mir schwebt da ein recht flaches Gefährt vor, das zumindest Keilförmig - mit der spitzen Seite nach vorn - ist. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, es an der Hinterseite abzuflachen, um Luftverwirbelungen zu vermeiden.
Um die Möglichkeit der "Störung" durch Lebewesen auf den Gleisen so gering wie möglich zu halten, sind die Schienenwege durch Gitterkäfige abgesichert. Der Gitterkäfig steht unter Strom. Um zu verhindern, dass ein Lebewesen sich unentdeckt an den Käfig annähert, werden Bewegungssensoren und Kameras angebracht, um die Käfige zu überwachen. Die Bewegungssensoren geben Alarm, wenn sie etwas entdeckenund mit den Kameras wird ein Bild aufgenommen, das durch eine Bildanalysesoftware analysiert wird, um herauszufinden, Wer oder was sich dort bewegt hat.
Montag, 19. Juli 2010
"There is no spoon"
Es geht bei uns auch manchmal noch um andere Prozesse - z.B. wenn wir über Projektmanagement reden. Aber das sind immer Diskussionen, die keiner wirklich führen will, weil die Prozesse, die bei uns die Menschen ausführen sollen, ein unbeliebtes Thema sind.
Wie dem auch sei. Produktionsprozesse. Ich sag ja mal eins - und das hab ich auch schon heute in der Diskussion gesagt: Es gibt gar keinen Prozess. Jawoll! Jetzt kann man natürlich sagen: Das ist ja ein einfacher Standpunkt, auf den Du Dich da zurückgezogen hast. Aber: Hat schonmal jemand einen "Prozess" gesehen? Und es ist leider kein einfacher Standpunkt. Denn wenn ich das im vollsten Brustton meiner Überzeugung sage, dann muss ich natürlich auch anbieten, was statt dem, was zur Zeit gemeinhin als Prozess gesehen wird - und was ich verleugne -, existiert.
Nehmen wir z.B. eine Produktion, in der zwischen zwei Teilanlagen ein Teil transportiert wird. Im ersten Teil der Anlage werden kleine Chips in eine kleine Plastikflasche gefüllt. Die wird dann zum "Verdeckeln" gefahren, wo - genau - ein Deckel draufgedreht wird. Ich stell es mir vor. Oder besser noch: Ich schau hin. Ich sehe eine Abfolge von Arbeitsschritten (nennen wir sie Aktionen), die zeitlich nacheinander (das ist wichtig) passieren. OK OK, es klingt spitzfindig, wenn ich das nicht als "Prozess" betrachten will. Aber es ist eben nur eine Ausprägung dieses Begriffs.
Anderes Beispiel: Geschäftsprozess. Meine Güte, das ist das Unding schlechthin. Hat irgend jemand eine Idee, was ein Geschäftsprozess ist? Es kommt drauf an. Wenn man einen Nicht-Computer-Mensch fragt, was das ist, dann wird er wohl sowas sagen, wie "koordinierte Abfolge von Tätigkeiten in einem Unternehmen, bla". Keine Ahnung wie das genau definiert wird. Nur eins ist sicher: Es sind Menschen beteiligt, die - angeleitet durch ein definiertes Regelwerk - in einem Unternehmen zusammen ein Ziel verfolgen, z.B. ein Bauteil bestellen. Ich habe bewusst "angeleitet" gesagt, denn die Befolgung dieses "Prozesses" hängt in letzter Instanz _einzig und allein vom freien Willen der beteiligten Menschen ab_, sich an das Regelwerk halten zu wollen.
Fragt man hingegen einen Computer-Mensch, was ein Geschäftsprozess ist, dann kommt da was ganz anderes raus. Ich schätze mal, dann kommt eher sowas wie "Der wird mit BPMN oder ARIS modelliert" raus. Na und? Was soll das? Kann man das essen? Nein! Dann haben wir es plötzlich mit einem IT-Konstrukt zu tun, das in irgendeiner Form als Eingabe für ein IT System genutzt wird, das ihn dann "interpretiert" und vielleicht auch noch "ausführt", um dann in irgendeiner undurchsichtigen Art und Weise, nach Regeln die nur der Programmierer kennt (verzeiht meinen etwas bissigen Ton, aber ich bin selbst Entwickler), Daten zu generieren, die dann in einer Datenbank abgelegt werden. Toll. Wie bereits gesagt: Na und?
Was also bleibt sind die Daten oder die Flasche mit Chips.
Meine Kollegen hatten dann heute noch eine geniale Idee. Sie haben gesagt: Ein Prozess ist eine Beschreibung einer Abfolge von Aktivitäten. Oder zumindest hab ich gefragt, ob ich ihre Ausführungen so verstehen kann, und sie haben das bestätigt. Das ist möglicherweise auch ein gemeinsamer Nenner, auf den man sich einigen kann. Aber nur bei uns. Wikipedia sagt etwas anderes. Für uns ist jedoch wichtig, einen Prozess zu beschreiben. Damit wird der Prozess zu einem Beschreibungsmittel und die Verwendung dieses Wortes, wie sie gemeinhin passiert, ist meiner Meinung nach nicht richtig. Dadurch wird der Prozess nämlich zu einem eigenen Ding.
Und das gibt es nicht, weil es sich dabei um eine Metapher handelt.
Samstag, 10. Juli 2010
Die richtige Abstraktion
Ausser an Tagen wie heute.
Heute wollte ich zeitig zuhause sein. Deswegen bin ich mal sehr früh gegangen. Schon vor 13:00 Uhr. Ich hab im Internet geschaut, wann der nächste Zug geht, gesehen, dass die potentiellen Kandidaten ne derbe Verspätung haben und bin gleich losgewetzt. Wollte meine Tochter aus dem Kindergarten abholen, weil ich sie dreimal diese Woche am Abend nicht gesehen habe. Und was hats gebracht? Nichts. Ich sitze grad in einem ICE, der eine Stunde nach dem abgefahren ist, den ich eigentlich nehmen wollte und zusätzlich noch eine halbe Stunde Verspätung hat. Um dem ganzen einen letzten Schliff zu geben, wird er auch noch umgeleitet, was zu einer 30 Minuten längeren Fahrt führen wird. Dadurch komme ich gegen 16:30 Uhr in München an, was ziemlich genau eine Stunde nach dem Abholtermin meiner Tochter ist. Mit anderen Worten: Ich komme 50 Minuten zu spät.
Ich muss der Fairness halber sagen, dass die Bahn es heute nicht einfach hatte. Böschungsbrände, Personenschäden und Weichenschäden. Das ist schonmal das volle Programm. Trotzdem muss man sich schonmal fragen, ob an dieser Situation nur die Ereignisse schuld sind, die zu den Verzögerungen geführt haben, oder ob es da vielleicht nicht auch noch eine andere Komponente gibt. Schließlich wird ja heftigst an der unsichtbaren, digitalen Datenwelt gebaut, von der behauptet wird, dass sie die Macht besitze, solche Situationen zu vermeiden....Hat wohl nicht geklappt.
Erst kürzlich haben wir im Kollegenkreis Witze gemacht. Da ging es um unser neues Office Konzept, bei dem von vornherein einkalkuliert wird, dass die Mitarbeiter nicht jeden Tag anwesend sind. Deshalb werden die Büros kleiner und es findet so etwas wie eine Bürologistik statt. Keiner wird mehr einen eigenen Arbeitsplatz haben. Wir haben den Faden dann noch ein bisschen weiter gesponnen und sind auf die Idee des "Büros auf der Schiene" gekommen, das praktisch eine natürlicher Nachfolger unseres neuen Bürokonzepts und des "Lagers auf der Straße" ist. Dann braucht man gar keine Büros mehr und jeder Mitarbeiter verbringt seinen Arbeitstag einfach im Zug. Natürlich geht das nur, wenn eine Dauerfahrkarte billiger ist, als die Kosten, die jährlich für einen Büroarbeitsplatz eines Mitarbeiters aufgewendet werden müssen. Im Übrigen kann ich mir gut vorstellen, dass das so ist. Wenn man Miete, Reinigung, usw. mit einrechnet, kommt sicherlich ein hübsches Sümmchen zusammen.
Wir hatten dann auch noch die Idee des "Business Tracks", eine auf genau 8 Stunden Fahrzeit begrenzte Strecke, die man als Angestellter nehmen kann, um seinen Tag arbeitend in der Bahn herumzukriegen. Praktisch ein neuer Service der Bahn. Und wenn man neu ist, dann bekommt man zunächst eine Strecke, bei der man x-mal umsteigen muss. Erst wenn man sich hochgearbeitet hat, bekommt man die bequemeren mit weniger Umstiegen.
.oO( Unserer Philosophie zufolge wäre es also ein Merkmal der höheren Hierarchiestufe, dass man auf seinem Arsch sitzen bleiben kann, anstatt sich dauernd bewegen zu müssen )Oo.
Unter den heutigen Umständen ist ein solches Angebot undenkbar. Und ich frage mich noch einmal, woran es nun liegen kann, dass uns die tolle digitale Welt an Tagen wie heute nicht geholfen hat. Ich habe dazu ein These. Ich denke es liegt daran, dass sie falsch eingesetzt wird.
Man müsste meiner Meinung nach folgendes tun (speziell auf dieses Problem bezogen): Man müsste unterwegs - an den Schienen - Vorrichtungen anbringen, die es erlauben, den Zug zu identifizieren. Vielleicht auch nicht an den Schienen, sondern aus einem Kästchen an der Strecke, in dem ein "Lesegerät" eingebaut ist. Sagen wir mal, da ist ein Computer mit einem Empfänger und der Zug sendet. Sobald der Zug in den Bereich des Empfängers kommt, kann dieser ihn detektieren und ausrechnen, wie lange der Zug noch braucht, um bei ihm vorbei zu kommen. Dazu muss er den Zug natürlich mehrfach erfassen um seine Geschwindigkeit zu ermitteln.
Der Computer rechnet dann mit Hilfe seines Wissens seine Entfernung zum nächsten Haltebahnhof des Zugs aus, wann dieser ihn erreichen wird. Nun kann beim Bahnhof mit Hilfe des Fahrplanwissens eine entsprechende Verzögerung angerechnet werden. Im Prinzip muss sichergestellt sein, dass der Zug immer von einem Empfänger erfasst werden kann. der Empfänger, der dies tut, kann dann zyklisch die Ankunftszeitberechnen. Somit könnte ein Immer ein Update stattfinden.
Auf Basis des zyklischen Updates könnte nun ein Algorithmus errechnen, ob es sinnvoll ist, einen Ersatzzug einzusetzen und wie dieser dimensioniert sein müsste.Hierzu verwendet er Informationen über Buchungen auf der Strecke, auf der der Zug ausfällt und Informationen über die Wirtschaftlichkeit.
OK, was ich eigentlich ausdrücken will, ist, dass es entscheidend ist, welche Daten und Informationen herangezogen werden, damit ein IT System sinnvoll ist. Das Modell entscheidet über den Erfolg. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass das Modell einen starken Bezug zur Realität haben muss, um sinnvoll einsetzbar zu sein. Nur dann ist es möglich, dass auch Entscheidungen zu treffen, die in der echten Welt eine Erleichterung und damit eine Verbesserung bewirken.
Freitag, 2. Juli 2010
Körperlosigkeit
Interessant ist, dass dann ein echter Computer als Software (Dateien) existiert, d.h. es gibt dann eine Menge von Daten auf dem Computer, die sein Verhalten exakt beschreiben. Diese Daten nennt man dann "virtueller Computer" oder "virtuelle Maschine". (Jeder, der sich mit dem Thema auskennt, möge mir verzeihen. Ich weiss, dass dies keine exakte Beschreibung oder Definition einer VM ist, aber ich denke, so kann es auch ein Nicht-ITler verstehen.) Und mit diesen Daten, kann man natürlich alles das tun, was man so mit Daten machen kann - z.B. sie Kopieren. Und zwar sehr einfach.
Durch die Repräsentation des Computers als Software hat man ihn praktisch körperlos gemacht. Man kann so einen körperlosen Computer genauso nutzen, wie einen echten, man kann z.B. software rein installieren. Er wird somit zu einer körüerlosen Hülle, die jedoch nur von aussen körperlos erscheint. Die Software, die man vorher auf einen echten Computer installiert hat, war natürlich auch körperlos, aber wenn man ihr beigebracht hat, Eigenschaften eines echten Computers zu erfassen, um herauszufinden, ob sie legal oder illegal genutzt wird, dann konnte sie sich praktisch an einem Ding in der echten Welt festhalten und so selbst ein bisschen zu einem Ding in der echten Welt geworden. Mit einem körperlosen Computer geht dies nicht mehr. Man kann ihn selbst nämlich mirnichtsdirnichts von einem echten auf einen anderen echten Computer übertragen und die darauf installierten Programme bekommen davon nichts mit.
Virtualität der Stufe 2.
Aber der Drang zur Körperlosigkeit ist auch an anderer Stelle sehr deutlich zu erkennen. Letztens habe ich ein bisschen über Drahtlose Sensornetzwerke nachgedacht und auch die eine oder andere Seite zum Thema ubiquitous Computing angeschaut. Ich muss sagen, das ist mal ein abgefahrenes Zeug. In meinem letzten Blog-Eintrag habe ich mir Gedanken über eine andere Art der Computerbenutzung gemacht. Ich glaube mitlerweile, dass man mit drahtlosen Sensornetzwerken einen Schritt in diese Richtung tut. Stelle ich mir ein solches Netzwerk vor, das aus vielen verschiedenen Sensoren besteht, dann ist es nur ein kleiner Sprung in die Richtung, dass einer von ihnen Sprache aufnimmt, ein anderer eine Bewegung oder eine Geste und die Kombination aus beidem erlaubt der dahinterliegenden Logik eine bestimmte Situation zu erkennen.
Sicherlich, es bleibt spannend, herauszufinden, wie der Rechner dann aus der erkannten Situation eine entsprechende Reaktion - eine Handlung generiert. Da steckt ja dann die Intelligenz drinne. Einfaches tabellarisches Nachschlagen oder Interpretieren eines gespeicherten Modells, setzen immer noch voraus, dass vorher jemand dem Computer begebracht hat, was er zu tun hat. Aber egal - das reicht vielleicht auch schon, zu intelligente Computer sind sicherlich nicht das, was man als Mensch haben will.
Da fällt mir noch etwas Tolles ein. Heute habe ich ein Video auf TED gesehen. Da haben sich zwei Leute hingestellt und haben postuliert, dass eine große Herausforderung für die Wissenschaft sei, Informationen in Materialien zu kodieren, sodass diese dann in der Lage sind, durch sogenannte Self-Assembly sich zu einem höherwertigen - für den Menschen nützlichen - Ding zusammen zu setzen. Einer von denen war vom Center for Bits and Atoms des MIT.
Das ist praktisch eine Umkehrung des Trends der Virtualisierung. Hier wird die Berechnung eines Ergebnisses nicht von einem Computer in der Welt gemacht, sondern von der Welt selbst - The Universe as a computer.
Virtualität der Stufe 0.
Freitag, 25. Juni 2010
Reverse Virtual Reality
Und dann gehts los. Jetzt ist dieser ganze Kram im Rechner drinne und jetzt muss man wieder rankommen. Mit einem - Achtung! - Human-Machine-Interface (HMI), einer grafischen Benutzeroberfläche (GUI). Es werden Metaphern wie "Fenster" und "Schreibtisch" verwendet, um an die ganzen schönen digitalen Repräsentanten ranzukommen und ein Mensch, der es nicht gewöhnt ist, sich mit Rechnern zu beschäftigen, der bricht sich bald die Finger und rauft sich die Haare über die Dinge, die der Computer versucht, ihm zu sagen. Das ist doch alles Humbug.
Es gehört genau anders herum. Die Dinge des Lebens gehören nicht in den Computer, sondern der Computer gehört in die Dinge des Lebens - und zwar so, dass man einfach darauf zugreifen kann.
Jetzt werden die Schlauen natürlich sagen: "Mann, um sowas hinzukriegen, braucht man doch massenweise Informationen im Computer." Das stimmt ja auch, aber es sind die Informationen, die mein Leben erschweren, um einen Service zu nutzen, und nicht die, mit denen ich sowieso zu tun habe. Somit gehören nur die Kompliziertmacher und nicht die Eh-Da-Dinge in den Computer. Und wenn ein Computer diese Kompliziertmacher managet und sich selbst in einem Eh-Da-Ding verbirgt, dann entsteht auch der Eindruck, dass ein Eh-Da-Ding besser geworden ist, weil man es für neue Zwecke einsetzen kann.
Um das jetzt einmal zu konkretisieren: Wenn man also ein Spiel herstellen will, das dem Nutzer erlaubt in einer Virtuellen Welt Dinge zu tun, die er in der echten Welt nicht tun kann, dann stellt sich die Frage: Wie kann man ein solches Spiel auf die Eh-Da-Dinge im Leben verteilen. Welches Eh-Da-Ding in der echten Welt muss welche Spielfunktionalität bereitstellen, damit der Nutzer für das Spiel nicht lernen muss, einen Computer zu bedienen. Weiter: Wenn ein Nutzer z.B. ein Bahnticket haben will, dann ist es notwendig, dass durch ein natürliches Verhalten dem Nutzer die Gelegenheit gegeben wird, mit einer Institution in Kontakt zu treten, die diesen Wunsch erfüllen kann (z.B. durch Ansprechen). Er muss den Wunsch äußern und in einer natürliche Art und Weise einen Dialog führen können, um den Wunsch erfüllt zu bekommen. Das Herstellen der Verbindung ist dabei nur ein notwendiges Übel.
Ein Beispiel: Wenn ich ein Bahnticket bestellen will, dann hab ich keine Lust, erst den Rechner anzumachen, den Browser zu starten, auf das Lesezeichen "www.bahn.de" zu klicken und anschließend in wirklich hässlichen Eingabezeilen einzutragen, von wo, nach wo, um welche Uhrzeit ich fahren will. Ich stelle mir das eher so vor: Ich laufe gerade durch meine Wohnung, um meine Taschen zu packen, merke, dass ich noch kein Ticket habe und sage "Bahn". Eine freundliche Stimme fragt mich: "Startbahnhof", ich sage: "München". Die Stimme fragt mich: "Zielbahnhof", ich sage: "Hamburg". Sie fragt: "Schnell oder billig", ich sage: "Beides". Sie sagt nichts mehr, sondern wählt die Verbindung, auf die die genannten Kriterien zutreffen aus und bestätigt nur noch mit "Buchung erledigt! Sie haben Platz Nummer 3 in Wagen 5.", dass alles geklappt hat.
Man könnte nun den Eindruck bekommen, dass dieses Posting in einem Widerspruch zu früheren steht und in einer gewissen Weise tut es das auch. Vor einiger Zeit habe ich mich kritisch zum Thema "Intelligenz von Maschinen" geäußert. Die logische Schlussfolgerung aus diesem Posting ist, dass Maschinen (Computer) unbedingt intelligenter - in dem Sinn, dass sie mehr Daten bekommen - werden müssen, um irgendwann einmal sinnvoll bedienbar sein zu können. Und natürlich bin ich immer noch der Meinung, dass eine solche Entwicklung den Mensch auf keinen Fall ausser Acht lassen darf und dass mit einem scharfen Auge (oder besser: etwas Prakmatismus) darauf geachtet werden muss, dass Maschinen (Computer) nur für Dinge verwandt werden sollen, bei denen die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt.
Update: Man könnte meinen, dass ich diesen Text von Mark Weiser abgeschrieben habe. Dem ist nicht so. Leider habe ich erst nach dem Verfassen dieses Blog-Eintrags von The Computer of the 21st Century erfahren.
Montag, 21. Juni 2010
Urlaubsendmeditation
Im Zimmer gibt es einen Fernseher mit Satellitenempfang, den wir in den vergangenen 8 Tagen nicht ein einziges Mal benutzt haben. Nur heute habe ich einen halbherzigen Versuch unternommen, einen deutschen Fernsehsender anschauen zu können. Wir wollten wissen wie das Wetter bei unserer Rückreise sein wird. Es hat nicht geklappt.
Ich habe gerade meine heutige "Lesestunde" beendet. William Gibson - Ferien. Zuerst die "Neuromancer-Trilogie" zu Ende gelesen und jetzt habe ich gerade "Virtuelles Licht" in der Hand. Gibson schreibt genial. Cyberpunk Poesie. Ich habe mal irgendwo eine Kritik gelesen, die "Neuromancer" bescheinigt, keinen Bezug zum Leben zu haben, aber gut geschrieben zu sein. Ich kann nur dem zweiten Teil zustimmen.
Gibson hat dieses Buch vor 20-25 Jahren geschrieben und für mich gibt es ein zwar übertriebenes aber trotzdem richtiges Bild der heutigen Welt wider. Diese Vermischung von echter Welt und "Datenwelt", die er beschreibt trifft meine Sichtweise praktisch auf den Punkt. Das Gefühl ist Melancholie. Und auch hier wieder eine Punktlandung.
Zitat aus "Virtuelles Licht": Wir haben nicht nur das Ende des Jahrhunderts hinter uns gebracht, die Jahrtausendwende, sondern wir sind auch ans Ende von etwas anderem gelangt. Einer Ära? Eines Paradigmas? Überall steht unsichtbar, "aus und vorbei"
So etwas lässt mich nachdenklich werden - und umso mehr, je mehr mir klar wird, dass man den ganzen Medienzirkus, der uns umgibt, nicht braucht. Seit 8 Tagen schauen wir uns nun diese Insel an und der Eindruck, der sich immer wieder einstellt, ist "Ist das schön". Eine grüne Insel voller Blumen und vielfältiger Gewächse. Eine kleine Ferienanlage mit Blick auf den Atlantik. Kleine Straßen und - dank Reiseführer - immer wieder gute Restaurants, in denen es gut schmeckt und schön und gepflegt aussieht.
Schade, dass ich morgen packen muss und übermorgen mitten in der Nacht wieder in die Maschinenwelt zurück muss.
Sonntag, 6. Juni 2010
The 3rd dimension
In der unsichtbaren Welt der Software kann man vereinzelt auch Bereiche finden, die eine gewisse "Auswirkung" haben. Zum einen ist da z.B. Automatisierungssoftware zu nennen, die durch die Art und den Ort ihres Einsatzes einen recht direkten Einfluss auf die echte Welt hat. Eine andere Art von Programmen sind meiner Meinung nach Applikationen, die 3D Darstellungen verwenden, um die Anwendungsdomänen, in denen sie eingestzt werden, darzustellen. Hier gibt es natürlich keine "echte" Auswirkung. Die 3-dimensionale Darstellung wird nur genutzt, um dem Mensch das Verständnis zu vereinfachen. Das funktioniert, da er sich in einer 3-dimensionalen Welt zurechtfinden muss und weil deshalb seine Sinne auf eine solche Umgebung angepasst und spezialisiert sind.
Ich habe mal gehört oder gelesen, dass abstrakte Sachverhalte zumeist auf das Ziehen von Schlüssen (die Fähigkeit zur Orientierung) im 3-dimensionalen Raum zurück geführt werden. Ich weiss nicht, ob das stimmt, aber es klingt plausibel. In irgendeiner Form muss abstraktes Denken etwas mit der sinnlichen Wahrnehmung zu tun haben. Dahingestellt....
Ich habe bisher schon einige Programme gesehen, die sich des Mittels der 3D-Darstellung bedienen. Und meiner Meinung nach kann für all diese Programme ein gemeinsames Modell gefunden werden, das für eine Implementierung herangezogen werden kann. Ein Wort noch zu den Annahmen, die ich treffe. Da wir uns derzeit in einer Zeit befinden, in der die Metapher des "Fensters" für ein Programm vorherrscht, gehe ich davon aus, das eines oder mehrere davon vorhanden sind, um das Programm zu präsentieren.
Nachfolgend ist die Struktur dargestellt, die ich einem jeden 3D-Programm, Spiel, Konstruktionsprogramm, wissenschaftlichem Visualisierungstool, zugrunde legen würde.
Zu den einzelnen Bausteinen (Kästchen):
- Den Kern bilden immer die Bausteine, welche die "Domain Logic" beinhalten. Dieser Teil des Programmes kodiert die Logik, die im Rahmen der Anwendungsdomäne durch den Einsatz des Programmes austomatisiert oder zugänglich gemacht werden soll. Der "Domain Logic" liegt ein Modell zugrunde, das es erlaubt die Logik auszuführen. Dieses Modell könnte ein Modell eines Teils der Realität sein.
- Der Zugang zur "Domain Logic" wird durch die "Domain UI" hergestellt. Hierbei handelt es sich um diejenigen "Fenster" oder "UI Elemente", die es erlauben, mit der "Domain Logic" zu interagieren.
- Die Logik für die 3D-Darstellung der Konzepte der Anwendungsdomäne wird im Baustein "Visualization" gekapselt. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um die Verwaltung eines Modells, das für die 3D-Darstellung der Konzepte und für die 3D-Interaktion optimiert ist. Ein wichtiger Aspekt hier ist auch der, dass durch eine Interaktion mit dem 3D-Modell wieder auf Objekte im "Domain Model" (also dem der "Domain Logic" zugrundeliegenden Modell) geschlossen werden kann.
- Die eigentliche Darstellung wird vom Baustein "Visualization UI" übernommen. Hier passiert die 3D-Interaktion mit dem 3D-Modell. Die Eingaben werden an den Baustein "Visualization" weitergeleitet, sodass dort entsprechende Berechnungen erfolgen können. Bei der Interaktion kann es sich z.B. um Navigation oder Selektion handeln. Dieser könnte dann der Aufruf einer Funktion in der "Domain Logic" folgen.
- "Visualization UI" und "Domain UI" sind eingebettet mit Hilfe einer eher technisch motivierten Komponente - dem "Main UI Frame". Dieser Baustein hält die beiden anderen zusammen.
Die Richtung der Pfleile gibt an, von welchem Baustein für welchen anderen Baustein Schnittstellen oder Rollen angeboten werden. Der Baustein, von dem der Pfeil ausgeht, bietet an. Und der Baustein, auf den der Pfeil zeigt, konsumiert. Weiter müchte ich an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, da dies Überlegungen voraussetzen, dass man sich über einen konkreten Anwendungsfall Gedanken macht. Vielleicht schreib ich ja mal irgendwann noch nen Text, in dem ich das tue....
Dienstag, 1. Juni 2010
Friedhof der vergessenen Identitäten
In dem Film ging es im Prinzip darum, dass der Mensch nicht mehr selbst auf die Straße und seinem täglichen Leben (wie z.B. einer Arbeit) nachgehen muss, sondern dass er das von einem Roboter erledigen lassen kann, den er von zuhause aus steuert. Die Menschen lagen dabei nur noch in so einer Art Bett und gaben Ihren Robotern Befehle, wobei diese direkt aus dem Nervensystem abgeleitet wurden (ja, es gab auch eine mehr oder weniger gute Erklärung, aber darauf will ich nicht hinaus).
Ich weiss nicht, wer auf diese Idee gekommen ist und welche Gedanken ihn oder sie dazu veranlasst haben, dieses Thema des Doppelgängers so darzustellen, aber für mich sah es nach einer kurzen Zeit so aus, als hätte jemand das Proxy-Pattern auf die menschliche Gesellschaft angewendet. Es wurde eine Welt dargestellt, in der die Menschen nicht mehr direkt miteinander interagierten, sondern sich nur noch in den eigenen vier Wänden aufhielten, um so den "Gefahren" des alltäglichen Lebens aus dem Weg zu gehen.
Für diejenigen, die nicht wissen, was ein Proxy-Pattern ist: Es handelt sich dabei um eine Konstellation von Software-Artefakten, in der eines der Artefakte eine Anfrage entgegen nimmt, die eigentlich für ein anderes Artefakt gedacht war, und diese dann an den beabsichtigten Empfänger weiterleitet. Hier ein Bild:
Jeder Mensch hat also seinen eigenen Proxy bekommen, der für ihn oder sie durch die Welt gelaufen ist. Das war natürlich überspitzt dargestellt, aber im Prinzip geschieht genau dasselbe bereits heutzutage. Sicher nicht in der echten Welt, aber unsere Internet-Identitäten - Logins, Nicknames in Foren, Communities usw. - sind genau solche Proxies. Wir geben uns Namen und Avatare (kleine Bildchen, die irgendeinen oder vielleicht auch keinen Aspekt unserer eigenen Persönlichkeit betonen und in die Internet-Identität hinein projizieren). Übrigens: In "Surrogates" konnte man auch die Erscheinung der Roboter bestimmen.
Ein Aspekt, den man der im Film dargestellten Situation zugute halten muss, ist, dass ein toter Mensch keinen Roboter mehr steuern kann. Das heisst, wenn jemand tot ist, läuft auch kein Proxy mehr für ihn durch die Landschaft. Aber heutzutage im Internet ist die Situation anders.
Ich hatte mal einen guten Bekannten, den ich versucht habe immer dann zu besuchen, wenn ich "in die Heimat" gefahren bin, will sagen, dahin, wo ich aufgewachsen bin. Eines Tages habe ich erfahren, dass er bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, was mich doch stärker mitgenommen hat, als ich erwartet hatte. Das Interessante ist nun, dass ich heute immer noch seine Kontaktdaten in einem sozialen Netzwerk (dessen Namen ich hier nicht nennen will) in meiner Liste habe. Dort lächelt mich sein Konterfei immer noch an. Ich frage mich, wieviele solche "toten Kontakte" es geben muss. Und wer soll die eigentlich aufräumen?
Am Ende überlebt nur die digitale Seele, weil sie in irgendeinem Rechner gespeichert ist und das Internet ist ein riesiger virtueller Friedhof auf dem sich die Lebenden tummeln...
Dienstag, 25. Mai 2010
Reflection
Dieses Bild erklärt sich natürlich nicht selbst, weshalb ich dazu auch gern noch ein paar Worte verliere. Die Darstellung zeigt eine "physische" Sicht und keine "logische". Das heißt dass die einzelnen Teilkomponenten sowie die "Drähte" sowie die Fließrichtung der Informationen zwischen ihnen dargestellt werden. Um ein logisches Modell darzustellen, müssten die Informationsflüsse selbst zwischen den Teilen des Systems eingezeichnet werden (Vielleicht mache ich das ja auch nochmal irgendwann).
- Es gibt einen "Prozessor". Das ist die zentrale Denkeinheit. Darin ist nichts gespeichert. Er rechnet einfach nur. Das Interessante ist, dass dieser Prozessor als einziger eine Verbindung zu den Modellen besitzt, sodass er diese aktuallisieren kann. Er wird mit Werten aus den Eingängen "I" gefüttert. Liegen dort neue Werte an, so wird ein neuer Berechnungszyklus des Systems initiiert.
- Die Modelle haben folgende Inhalte:
- Das "Environment Model" stellt ein geistiges Abbild der Umgebung des Systems dar. Von seinem Inhalt habe ich keine Vorstellung. Da müsste ich mich wohl noch ein bisschen mit Kognitionswissenschaften befassen. Auf jeden Fall kann das Vorhandensein neuer Eingangswerte dazu führen, dass dieses Modell aktualisiert wird.
- Das "System Model" stellt ein Abbild des Systems selbst dar. Dies wird dadurch verdeutlicht, dass innerhalb des System Models Abbilder aller Komponenten zu finden sind, die auch in dem System selbst vorhanden sind.
- Das Goal Model repräsentiert die Ziele, die das System verfolgt. In gewisser Weise ist das so eine Art Zwischenspeicher, in dem die Gründe für die Aktionen des Systems abgelegt sind.
- Damit das System auch etwas tun kann, gibt es "Functions". Sie repräsentieren die Fähigkeit des Systems, seine Umwelt zu manipulieren. Um dies zu erreichen, werden sie vom "Prozessor" mit den Eingangswerten versorgt.
- Die von einer "Function" ausgeführte Aktion wirkt sich auf die Ausgänge "O" des Systems aus, indem dort neue Werte angelegt werden. Gleichzeitig kann eine Funktion auch dafür sorgen, dass eine neue Berechnungsschleife vom System durchlaufen wird. Das geschieht mit Hilfe eines entsprechenden Signals an den "Prozessor".
- Weiterhin sendet eine "Function" an den "Prozessor" auch spezielle Signale, die eine Anpassung des "Goal Models" zur Folge haben. Das kann z.B. die Information sein, dass Treibstoff gebraucht wird, der für ihre Ausführung vonnöten ist. Da der "Prozessor" für seine Berechnung ständig sämtliche Informationen aus allen Modellen verwendet, wird diese neue Information auch mit ausgewertet.
Samstag, 22. Mai 2010
Prequel
Die hab ich natürlich schon vor einer ganzen Weile geschrieben, weshalb sie sich auch mit einem etwas anderem Thema befassen. Trotzdem sind sie die Vorläufer dessen, was ich heute denke und haben mich deshalb hierhin gebracht.
Durch die Verkettung dieser beiden Blogs soll eine gewisse Verschiebung in den Kernpunkten, über die ich mir Gedanken mache, deutlich werden. War es früher die Technologie - im Besonderen C++ - so habe ich im Laufe der Zeit verstanden, dass Technologie nur so gut ist, wie sie von Menschen verstanden werden kann. Deshalb lege ich heutzutage mehr Wert darauf, dass technische Konzepte verstanden werden müssen. Und natürlich spielt sich das im Kopf des Menschen ab.
Dass die Welt zunehmend unsichtbar wird, ist dabei eine Auswirkung dessen, dass Menschen immer kompliziertere Konzepte verstehen und anwenden....
Freitag, 21. Mai 2010
Der König des Elfenbeinturms oder: Das Pendel
Der König des Elfenbeinturms hat vor vielen Jahren studiert und ist dann gleich "in die Wirtschaft" gegangen. Damit der Umstieg vom "freien Denken" hin zum zielstrebigen Arbeiten" aber nicht so schwer fällt, ist er in eine Forschungsabteilung gegangen. Dort hat es ihm so gut gefallen, dass er geblieben ist. Kein Druck, viel Geld, wenn etwas schiefgeht, schimpft niemand - schließlich ist in der Forschung nie so ganz klar, was am Ende rauskommen soll. Also kann ja auch mal nichts rauskommen....
Nun muss man eines wissen: Der König des Elfenbeinturms ist in einer Forschungsabteilung angekommen, in der er auch gar nicht mit der Aussenwelt kommunizieren durfte. Wieso? Weil er zu innovativ war, um dem gemeinen Volk in der Realität erzählen zu können, woran er gerade arbeitete. Das hätte ja dafür sorgen können, dass das gemeine Volk daran hätte teilhaben wollen. Dann wären sie vielleicht zu ihm gekommen und hätten gefragt, wann es fertig ist. Das ging nicht. Er hätte sich ja festlegen müssen und nicht mehr "frei schweben" können. Dann hätte es ja keinen "Freiraum" gegeben.
Wie dem auch sei: Über die Jahre nahm seine Karriere ihren Lauf und nach 20 Jahren war er dann verantwortlich für ein paar Leute. Eine hohe Stufe. Jetzt konnte er endlich seine elfenbeinischen Forschungen auf mehrere Köpfe verteilen. Auf den Geschmack gekommen liebäugelt er auch schon mit der nächsten Stufe. Noch mehr Leute. Vor seinem inneren Auge wird die ganze Welt zu Elfenbein. Doch dann kommt ein anderer aus der echten Welt. Und er schießt - angetrieben von dem ganzen Druck, der dort herrscht - in den Elfenbeinturm hinein und an unserem König vorbei, landet auf der Stufe über ihm und versperrt ihm so den Weg.
Am Boden zerstört zieht er sich in sich zurück und baut eine Barriere um sich herum auf. Er hat doch immer alles richtig gemacht. Die elfenbeinischen Forschungen betrieben, wie es von ihm verlangt wurde. Was lief nur falsch? Er beschließt, einfach weiter zu machen und seine Werte an seine paar Untergebenen weiter zu geben. Doch seine Untergebenen sind nicht blind. Wenn sie am Abend den Elfenbeinturm verlassen, dann sehen sie die echte Welt und fragen sich, wieso nie etwas von ihrer Arbeit draußen ankommt.
Langsam kommen sie dahinter, dass man in der echten Welt schaun muss, um etwas zu finden, das dort von Relevanz ist. Und dass wollen sie auch umsetzen. Vor jedem Projekt gehen sie zu ihrem König und bitten um die Erlaubnis, das gemeinen Volk befragen zu dürfen, was es bewegt. Doch der König sagt immer: "Nein. Denk Dir was aus!". Sie verstehen das nicht. Wieso will der König das nicht? Irgendwann ist ihre Geduld erschöpft. Sie kennen die Antwort auf ihre Frage ja schon und beschließen, ihre Projekte so durchzuführen, wie sie es für richtig halten. Für den König decken sie einfach einen Schleier aus Elfenbein darüber.
Und er ist es zufrieden. Wenigstens seine Untergebenen haben verstanden, dass Elfenbein gut ist...
Mittwoch, 19. Mai 2010
Pflicht
- Politiker werden verpflichtet. Jedoch: Sie dürfen nicht kündigen. Ihre Entscheidungen werden bewertet. Vom Erfolg einer Entscheidung hängt das Einkommen ab. Sie dürfen keine Verbindungen zu irgendeinem Industrieunternehmen unterhalten. KEINE!. Tun sie es doch, werden sie bestraft: Gefängnis - für die Dauer ihrer Amtszeit. An ihre Stelle wird ein neuer Politiker berufen. Politiker besitzen keine Imunität.
- Beamte gehören zu einer Firma, die die Staatsbürokratie bearbeitet. Diese Firma muss zumindest kostendeckend arbeiten, wenn nicht sogar einen Gewinn erwirtschaften. Sie bekommt einen Teil der Steuereinnahmen als Budget zugewiesen. Das muss reichen. Der Leiter der Firma zeichnet für das Ergebnis verantwortlich. Er wird auch verpflichtet - zu denselben Bedingungen wie ein Politiker, nur dass seine Ziele sich an SEINEM Job ausrichten.
- Es gibt einen "Wächterrat". Er hat die Aufgabe, die Politiker zu bestimmen. Die Auswahl wird in einer öffentlichen "Zeremonie" durchgeführt. Die Entscheidungskriterien müssen klar dargestellt sein. Sie bestehen aus einer Kombination von räumlicher Streuung und Betrachtung individueller Eigenschaften. Ein psychologischer Test legt die Grundlage für die Möglichkeit der Verpflichtung. (Wenn ich mir die medizinischen Daten vorstelle, die somit automatisch verfügbar werden...) Wird festgestellt, dass eine Entscheidung nicht korrekt getroffen wurde (Kriterien sind festzulegen), dann wird das Verfahren wiederholt. Bei mehrmaliger Verfehlung wird das Mitglied des "Wächterrates" bestraft: Gefängnis.
- Es gibt auch eine Polizei: Sie hat neben ihrer Aufgabe, für Ordnung zu sorgen auch die Aufgabe, den Staatsapparat zu kontrollieren.
Dienstag, 18. Mai 2010
Die Herren des Nichts
Ich frage mich, wie die Welt wohl war, als es noch kein unsichtbares globales Geld gab. Das ist alles so weit weg, dass sich das doch kein Mensch vorstellen kann. Und ist es nicht seltsam, dass es Menschen in Brüssel gibt (was von meiner Heimat relativ weit entfernt ist), die Dinge verwalten, die ich nicht sehen kann, wobei sie damit mein zukünftiges Leben jedoch deutlich mehr zu beeinflussen scheinen, als die Tatsache, dass ich jeden Tag ca. 13 - 15 Stunden unterwegs bin, um zu arbeiten. Das gilt natürlich auch für das Leben meiner Tochter.
Und auch der Finanzmarkt ist soweit weg...aber anders. Kann sich eigentlich jemand einen Finanzmarkt vorstellen? OK, es gibt die Gebäude, in denen sich die Börsen befinden. Aber das ist ja nicht der Finanzmarkt.
Meine Mutter pauschalisiert immer gern: für sie sind die Öl-Multies und die Regierung ein und dasselbe und "die da oben" "machen eh, was sie wollen". Das teurere Benzin (wegen dem Ölpreis - schon wieder so ein unsichtbares Ding: Ölpreis) und die höhere Mehrwertsteuer (schonmal eine gesehen?) sind alle das gleiche. Ich verstehe jetzt ein bisschen besser, wieso das so ist: sie kann es sich einfach nicht vorstellen. Und mit dem Finanzmarkt ist es genau das gleiche...Wie kann ich ihr denn erklären, dass es nun "Spekulanten" gibt, die darauf Wetten, dass Staaten zahlungsunfähig werden, wenn man NICHTS, aber auch rein GAR NICHTS von all dem jemals gesehen, erlebt und erfahren hat?
Diese Situation ist ja noch nicht einmal zum Zeitpunkt ihrer Existenz ein Erlebnis in dem Sinne, wie man sich ein Erlebnis vorstellt. Und auch eine Erfahrung ist es nicht. (Ich fahre übrigens gerade mal wieder Zug und habe einen fantastischen Mischwald gesehen...findet ihr Mischwald auch so toll?)
Und wo ist das ganze globale unsichtbare Geld? Im Internet! Na dann ist ja gut, denn da sind wir auch alle - und zwar verbunden.... Aber verbindet dieses ganze Internet-Kommunikations-Abstraktions-Dingens, in dem über globales Geld, globales Dieses und globales Jenes "gesprochen" - äh 'tschuldigung, kommuniziert - wird, wirklich? Oder stellt es nur die Illusion einer Verbindung her.
Ich denke, dass der Mensch in der digitalen Welt allein gelassen wird. Man kann nichts von alledem sehen, sondern es sich nur noch vorstellen. Was machen eigentlich die Menschen, die keine Fantasie dafür haben? Wie wird es den Kindern gehen, deren Eltern nicht die geistigen oder finanziellen Mittel haben, diese Phänomene zugänglich zu machen? Der Mensch wird nicht nur allein gelassen, weil er sich selbst Zugang zur digitalen Welt beschaffen muss, sondern auch weil er sie sich vorstellen kann, wie er will. Jeder anders. In der digitalen Welt ist man ein Atom, das eingehüllt in einer Schicht des eigenen Vorstellungshorizonts schwerelos durch das dunkle Nichts schwebt. Die pure Isolation....
Vielleicht gibt es später einmal eine Zweiklassengesellschaft, die in Realos und Isolos eingeteilt wird. Ich werde Realo, hänge meinen Beruf als Informatiker an den Nagel und werde Schreiner (sofern es dann noch Bäume gibt).
Schlimmer noch als die Vorstellung, sich nicht vorstellen zu können, wie die Welt aussieht, ist die Vorstellung, dass man die Vorstellung eines anderen als Realität verkauft bekommt. Aber auch das passiert ja schon. Vor einiger Zeit habe ich den 5-jährigen Sohn eines Bekannten gesehen, wie er an dem 2 Tage zuvor geschenkten "Lerncomputer" (so ein Dreck - wie wärs mit Einstiegsdroge!!) gesessen hat. Mein erster Gedanke war: So wird er auch noch in 10 Jahren am Tisch sitzen, nur dass die Bilder, die er direkt ins Gehirn projiziert bekommt, dann andere sind...
Dienstag, 11. Mai 2010
Geheimsprache mit Hindernissen
Dienstag, 27. April 2010
Immer noch Comics
Ich habe eine Mail mit einer "Folie" (gemeint ist eine Powerpoint-Präsentation) bekommen, die "vielleicht für mich interessant ist". Ich hab sie aufgemacht. Es waren Informationen zu neuen Sales Strukturen im Unternehmen.
Und während ich mir die "Folie" so anschaue, lehne ich mich zurück, lasse die Kombination aus Bildern und Textfetzen auf mich wirken. Da habe ich ein Dejavu.
Ich kenne das noch von früher, als ich noch Comics gelesen habe (ich habe immer noch welche im Schrank liegen). Das war auch so ein Informationsstakato, mit dem meine optischen Wahrnehmungskanäle bombardiert wurden.
Irgendwie sind solche Powerpoint-Präsentationen doch auch nur Comics, mit dem Unterschied, dass die Superhelden von damals durch die ultimativen Businessmaßnahmen ersetzt wurden, die dazu führen, dass alles NOCH BESSER wird. Den Platz des Antihelden Batman nimmt heutzutage der supergeniale Architekt ein, der mit seiner Superlösung (die er allerdings niemandem auf verständliche Art und Weise nahe bringen kann) alle überraschen will.
Ich frag mich allerdings, wer dann heute z.B. so eine Rolle wie "Faust" spielt. Es dreht sich irgendwie gerade alles im Kreis...