Montag, 20. Dezember 2010

Misstrauen

Eigentlich wollte ich grad den nun nächsten Blog mit dem Titel "Eigentlich sollten wir leben" schreiben, aber nun muss ich mich erstmal über das zwischen den Menschen herrschende Misstrauen auslassen. Wird auch nicht lange dauern....

Grad - also eigentlich nun mittlerweile vor einer dreiviertel Stunde wollte ich mit dem Zug nach hause fahren. Dann wäre ich wohl so gegen 20:00 Uhr zu hause gewesen. Jedoch schaffe ich das nun nicht mehr, da ich auch laut der eben erfolgten Ansage erst 10 vor 8 in München sein werde. Dann sehe ich meine Kleine heute leider doch nicht mehr.

Aber wie komme ich in diesen Zug? Das hat mit besagtem Misstrauen zu tun. Zunächst kommt der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte 20 Minuten zu spät. Da sitze ich drin - glücklich, einen Platz ergattert zu haben. Das war schon schwer genug. Dann dauerts noch ne Weile und der Schaffner sagt durch, dass im Bordbistro eine "herrenlose" Tasche rumsteht. Die hat wohl jemand vergessen, der gerade aus dem Zug ausgestiegen ist.

Ich sag im Scherz - so dass es die andere Fahrgäste hören - "Lieber rausschmeissen". Sie lachen. Ich mache meinen Rechner an und warte, dass er hochfährt. Der Schaffner meldet sich erneut. "Liebe Fahrgäste, da wir auf die Bundespolizei warten müssen, führt als nächster Zug nach München der ICE 881 von Gleis 12. Bitte nutzen sie diesen Zug!".

Ich merke, dass es kein Spass ist, springe auf, packe meinen laufenden Laptop in die Tasche, ziehe meine Jacke an und sehe zu, dass ich zu Gleis 12 komme. Da kommt tatsächlich grad ICE 881 angefahren und ich kann einsteigen.

Und da sitze ich nun - im ICE 881. Mein "Zug des Vertrauens". Keine herrenlose Tasche, der man nicht vertrauen kann, weil keiner weiss, was drin ist. Es ist ein Wahnsinn. Früher hätte man wahrscheinlich einfach den Koffer auf den Bahnsteig gestellt und eine Ansage auf dem Bahnhof gemacht, dass man ihn in der "Bahnhofsfundgrube" abholen kann.

Es ist traurig. Heute geht das nicht mehr in den Zeiten des globalen Terrors - wo wir alle tolerant sind und trotzdem lieber für uns bleiben, weil wir nicht wissen, wer von draussen reinkommt. Da muss ein ganzer Zug geräumt werden, wegen eines Koffers, der da rumsteht.

Vielleicht handelt es sich dabei um ein zwischenmenschliches Problem, das sich optimal mit Technologie lösen ließe. Einfach ein mobiles Röntgengerät erfinden, mit dem man schnell und bequem herausfinden kann, was in einem Koffer drin ist. Dann könnte man zumindest das globale Misstrauen entschärfen und die anderen Menschen, die nichts damit zu tun haben einfach leben (oder in dem Fall mit dem Zug fahren) lassen. Damit schließt sich der Kreis.

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