Ich kenne den König des Elfenbeinturms. Er ist verantwortlich dafür, dass eine Gruppe von Menschen für ihre Firma zielstrebig und sinnvoll (also so, dass am Ende ein Mehrwert herauskommt) arbeiten. Primär hat er Personalverantwortung. Aber trotzdem nimmt er immer wieder Einfluss auf Projekte, die von seinen Untergebenen gemacht werden sollen.
Der König des Elfenbeinturms hat vor vielen Jahren studiert und ist dann gleich "in die Wirtschaft" gegangen. Damit der Umstieg vom "freien Denken" hin zum zielstrebigen Arbeiten" aber nicht so schwer fällt, ist er in eine Forschungsabteilung gegangen. Dort hat es ihm so gut gefallen, dass er geblieben ist. Kein Druck, viel Geld, wenn etwas schiefgeht, schimpft niemand - schließlich ist in der Forschung nie so ganz klar, was am Ende rauskommen soll. Also kann ja auch mal nichts rauskommen....
Nun muss man eines wissen: Der König des Elfenbeinturms ist in einer Forschungsabteilung angekommen, in der er auch gar nicht mit der Aussenwelt kommunizieren durfte. Wieso? Weil er zu innovativ war, um dem gemeinen Volk in der Realität erzählen zu können, woran er gerade arbeitete. Das hätte ja dafür sorgen können, dass das gemeine Volk daran hätte teilhaben wollen. Dann wären sie vielleicht zu ihm gekommen und hätten gefragt, wann es fertig ist. Das ging nicht. Er hätte sich ja festlegen müssen und nicht mehr "frei schweben" können. Dann hätte es ja keinen "Freiraum" gegeben.
Wie dem auch sei: Über die Jahre nahm seine Karriere ihren Lauf und nach 20 Jahren war er dann verantwortlich für ein paar Leute. Eine hohe Stufe. Jetzt konnte er endlich seine elfenbeinischen Forschungen auf mehrere Köpfe verteilen. Auf den Geschmack gekommen liebäugelt er auch schon mit der nächsten Stufe. Noch mehr Leute. Vor seinem inneren Auge wird die ganze Welt zu Elfenbein. Doch dann kommt ein anderer aus der echten Welt. Und er schießt - angetrieben von dem ganzen Druck, der dort herrscht - in den Elfenbeinturm hinein und an unserem König vorbei, landet auf der Stufe über ihm und versperrt ihm so den Weg.
Am Boden zerstört zieht er sich in sich zurück und baut eine Barriere um sich herum auf. Er hat doch immer alles richtig gemacht. Die elfenbeinischen Forschungen betrieben, wie es von ihm verlangt wurde. Was lief nur falsch? Er beschließt, einfach weiter zu machen und seine Werte an seine paar Untergebenen weiter zu geben. Doch seine Untergebenen sind nicht blind. Wenn sie am Abend den Elfenbeinturm verlassen, dann sehen sie die echte Welt und fragen sich, wieso nie etwas von ihrer Arbeit draußen ankommt.
Langsam kommen sie dahinter, dass man in der echten Welt schaun muss, um etwas zu finden, das dort von Relevanz ist. Und dass wollen sie auch umsetzen. Vor jedem Projekt gehen sie zu ihrem König und bitten um die Erlaubnis, das gemeinen Volk befragen zu dürfen, was es bewegt. Doch der König sagt immer: "Nein. Denk Dir was aus!". Sie verstehen das nicht. Wieso will der König das nicht? Irgendwann ist ihre Geduld erschöpft. Sie kennen die Antwort auf ihre Frage ja schon und beschließen, ihre Projekte so durchzuführen, wie sie es für richtig halten. Für den König decken sie einfach einen Schleier aus Elfenbein darüber.
Und er ist es zufrieden. Wenigstens seine Untergebenen haben verstanden, dass Elfenbein gut ist...
Freitag, 21. Mai 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen