Freitag, 31. Dezember 2010

Jahresendmeditation

Es ist soweit. 2010 ist zu Ende. Es ist 10:15. Alles deutet darauf hin, dass es heute ein ruhiger Tag wird. Meine Tochter ist bei den Großeltern. Sie feiert heute abend mit ihrem Cousin zusammen Silvester.

Die letzte Woche des Jahres hat noch einmal ein echtes Highlight für mich parat gehabt. Mein neues Fahrrad ist doch noch gekommen. Ich bin "verliebt". Es sieht so genial aus, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Hier sind ein paar Bilder zu sehen. Ich freue mich schon wie ein Schneekönig darauf, es das erste Mal bei einigermaßen trockenen Wegen auszuprobieren. Bis dahin muß es im Keller warten.

Am letzten Tag unseres diesjährigen Jahresurlaubs war ich auch schon einmal bei der Erkenntnis angelangt, dass man die digitale Welt nicht braucht, um zufrieden zu sein. Und auch zu Jahresbeginn hatte ich schon einmal das Gefühl, dass ich dieses Jahr nutzen sollte, ein paar neue Erfahrungen zu machen. Damals hatte ich einen Schnuppertauchkurs gemacht und mir vorgenommen, einen Tauchschein zu machen. Nun, daraus ist nichts geworden. Aber die Nicht-Computer-Erfahrung habe ich dennoch in die Tat umgesetzt.

Seit Mitte September treibe ich mit schöner Regelmäßigkeit Sport. Joggen im Dunkeln. Vielleicht sollte ich mir eine neue Domain reservieren und dort ein bisschen über meine nicht-Computer-Erlebnisse schreiben. Mal schaun.

Die Vorbereitung für meine erste Fahrrad-Saison läuft gut. So fit wie derzeit habe ich mich noch nie gefühlt. Ein weiterer Schritt zum Vollständigwerden. Es ist wirklich interessant, den Prozess des "Lernens aus Erfahrungen" an sich selbst zu beobachten und ihn aktiv zu beeinflussen. So gehts immer in die richtige Richtung. Ich kann nur jedem empfehlen, das auch so zu tun.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die die Zeit gefunden haben, meine Texte zu lesen - und natürlich auch allen anderen - einen guten Rutsch ins neue Jahr. Und viel Spass beim umsetzen der eigenen Ziele.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Eigentlich könnten wir leben

Eine meiner Aufgaben in meinem Job ist es, "innovativ"; zu sein. Das ist leichter gesagt als getan, aber manchmal klappt das, z.B. vor ein paar Tagen, als ich zusammen mit einem Kollegen zu einem Projektmeeting gefahren bin.

Wir saßen im Mietwagen und haben uns - natürlich - über das Projekt unterhalten. Er arbeitet auch in einer Forschungsabteilung, allerdings konzernübergreifend. Und bei ihm spielt der wissenschaftliche Anspruch eine viel größere Rolle, als bei uns in der Abteilung. Wir sollen Dinge innovieren, die man auch in unseren Produkten praktisch umsetzen kann.

Wir haben uns über eine - aus unserer Sicht tolle - neue Möglichkeit der automatischen Stromversorgung unterhalten und wie die Lösung, die in unserem gemeinsamen Projekt erarbeitet wird, dafür eingesetzt werden könnte. als ich dann letztens im Zug nach hause saß, da habe ich unsere Gedanken von der gemeinsamen Autofahrt weiter gesponnen. Und dabei hatte ich nicht weniger als zwei Erkenntnissen, die mich mit Technologie-Themn versöhnen.

Ich habe mich ja in einigen meiner Postings besonders dem Thema "Intelligenz von Maschinen" gegenüber ziemlich kritisch geäußert. Der Grund hierfür ist, dass ich meist davon ausgegangen bin, dass dieses Intelligent-Machen von Maschinen den Zweck verfolgt, besser mit dem Mensch zu kommunizieren und "in Verbindung mit ihm zu treten". Weiterhin bin ich auch stets davon ausgegangen, dass neue Technologien entwickelt werden, um die Art und Weise der zwischenmenschlichen Kommunikation zu "verbessern". Man könnte meinen, dass der Wunsch existiert, dass Technologie den Mensch ansich verbessert. Aber ich glaube da nicht dran.

Eine meiner Erkenntnisse war, dass Technologie dem Mensch hilft, indem sie ihm Dinge abnimmt. Automation bewirkt, dass nicht mehr der Mensch arbeiten muss, sondern dass Maschinen dies tun. Und auch hierfür müssen sie intelligent sein. Aber nicht, um mit dem Mensch zurecht zu kommen, sondern um selbst - ohne den Mensch - zurecht zu kommen.

Jetzt kann man anführen, dass dort, wo Maschinen allein arbeiten - ohne den Mensch - der Mensch nicht mehr gebraucht wird. Dafür hat er Zeit, anderes zu tun - vielleicht schöneres. Interpretiert man Technologie nicht als Mittel einess Konzerns, effektiver zu werden, sondern als Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten, dann verliert sie ihren negativen Anstrich. Der Roboter im klassischen Sinne...

Stellen wir uns z.B. vor, dass die Automatisierung soweit fortgeschritten ist, dass nicht mehr Menschen Nahrungsmittel produzieren, sondern nur noch Maschinen. Weltweit. Klar, Menschen müssen ihnen vorgeben, was zu produzieren ist, aber stellen wir uns vor, dass die Automatisierung soweit vorangeschritten ist, dass dies die einzige Arbeit ist, die der Mensch bei der Nahrungsmittelproduktion zu tun hat. Und die eigentliche Arbeit wird von Meschinen gemacht. Intelligent, selbständig und autonom.

Dann muss der Mensch keine Zeit mehr dafür aufwenden. Was wäre die Folge? Damit würde die Notwendigkeit entfallen, den Mensch für seine Zeit zu entschädigen. Die Notwendigkeit, Geld zu bezahlen wärde nicht mehr existieren. Gleichzeitig müsste man kein Geld mehr bezahlen, um sich Nahrungsmittel zu kaufen, denn wenn kein Mensch Interesse hat, Geld für eine Leistung zu bekommen, dann muss ein anderer Mensch auch kein Geld für die Leistung bezahlen.

Erweitern wir den Gedanken. Wenn Häuser von Maschinen gebaut würden, Wenn Autos nur noch von Maschinen gebaut würden, wenn alles, was heute vom Mensch produziert wird (oder auch nur unter seiner Aufsicht) nur noch von Maschinen produziert würde - unter ihrer Aufsicht, weil sie intelligent genug dazu sind. Dann braucht man für Güter kein Geld mehr zu zahlen. Verkehr: Stellten wir uns vor, dass unser Verkehrssystem vollständig automatisiert abläuft, sich selbst regelt, pflegt und regeneriert. Dann muss kein Mensch mehr Geld bezahlen, wenn er sie in Anspruch nimmt. Die Rohstofft, die für all das Notwendig sind, werden von Maschinen zu Tage gefördert und an den Ort der Verwendung transportiert - automatisch.

Ich rede vom Gegenteil von Vollbeschäftigung - ich rede von Vollautomatisierung.

Sicherlich gibt es Dinge, die immer noch vom Mensch erledigt werden müssen, z.B. Arbeiten am Mensch selbt: Altersbetreuung oder die Versorgung kranker Menschen, Forschung, Wissenschaft, all das, was den Mensch ansich erfordert. Allerdings würden wir für diese Aufgaben _wirkliche_ Menschen benötigen, die keinen Vorteil für sich suchen, sondern ihnen aus Überzeugung und Spass nachgehen. Oder einfach nur, um ihre neue zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen. Sollten wir eine solche Situation meistern, dann könnte man mit Fug und Recht behaupten, dass Technologie
den Menschen verbessert hat.

Montag, 20. Dezember 2010

Misstrauen

Eigentlich wollte ich grad den nun nächsten Blog mit dem Titel "Eigentlich sollten wir leben" schreiben, aber nun muss ich mich erstmal über das zwischen den Menschen herrschende Misstrauen auslassen. Wird auch nicht lange dauern....

Grad - also eigentlich nun mittlerweile vor einer dreiviertel Stunde wollte ich mit dem Zug nach hause fahren. Dann wäre ich wohl so gegen 20:00 Uhr zu hause gewesen. Jedoch schaffe ich das nun nicht mehr, da ich auch laut der eben erfolgten Ansage erst 10 vor 8 in München sein werde. Dann sehe ich meine Kleine heute leider doch nicht mehr.

Aber wie komme ich in diesen Zug? Das hat mit besagtem Misstrauen zu tun. Zunächst kommt der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte 20 Minuten zu spät. Da sitze ich drin - glücklich, einen Platz ergattert zu haben. Das war schon schwer genug. Dann dauerts noch ne Weile und der Schaffner sagt durch, dass im Bordbistro eine "herrenlose" Tasche rumsteht. Die hat wohl jemand vergessen, der gerade aus dem Zug ausgestiegen ist.

Ich sag im Scherz - so dass es die andere Fahrgäste hören - "Lieber rausschmeissen". Sie lachen. Ich mache meinen Rechner an und warte, dass er hochfährt. Der Schaffner meldet sich erneut. "Liebe Fahrgäste, da wir auf die Bundespolizei warten müssen, führt als nächster Zug nach München der ICE 881 von Gleis 12. Bitte nutzen sie diesen Zug!".

Ich merke, dass es kein Spass ist, springe auf, packe meinen laufenden Laptop in die Tasche, ziehe meine Jacke an und sehe zu, dass ich zu Gleis 12 komme. Da kommt tatsächlich grad ICE 881 angefahren und ich kann einsteigen.

Und da sitze ich nun - im ICE 881. Mein "Zug des Vertrauens". Keine herrenlose Tasche, der man nicht vertrauen kann, weil keiner weiss, was drin ist. Es ist ein Wahnsinn. Früher hätte man wahrscheinlich einfach den Koffer auf den Bahnsteig gestellt und eine Ansage auf dem Bahnhof gemacht, dass man ihn in der "Bahnhofsfundgrube" abholen kann.

Es ist traurig. Heute geht das nicht mehr in den Zeiten des globalen Terrors - wo wir alle tolerant sind und trotzdem lieber für uns bleiben, weil wir nicht wissen, wer von draussen reinkommt. Da muss ein ganzer Zug geräumt werden, wegen eines Koffers, der da rumsteht.

Vielleicht handelt es sich dabei um ein zwischenmenschliches Problem, das sich optimal mit Technologie lösen ließe. Einfach ein mobiles Röntgengerät erfinden, mit dem man schnell und bequem herausfinden kann, was in einem Koffer drin ist. Dann könnte man zumindest das globale Misstrauen entschärfen und die anderen Menschen, die nichts damit zu tun haben einfach leben (oder in dem Fall mit dem Zug fahren) lassen. Damit schließt sich der Kreis.