Dienstag, 14. Juni 2011

Die neuen Abenteuer

Kürzlich war ich in Nürnberg mit dem Bus zur Arbeit unterwegs. Und eigentlich will ich ja nichts mitbekommen, weil ich mich auf dem Weg zur Arbeit immer in so einem Tunnel befinde. Da tauche ich rein, wenn ich lesgehe, dann folgen eine Menge Rituale, die notwendig sind, um den Tunnel zu passieren und am Ende tauche ich wieder auf und befinde mich an meinem Arbeitsplatz.

Aber manchmal kann man sich der äußerlichen Eindrücke und Einflüsse in ihrer Gänze nicht erwehren. Ein Beispiel hierfür sind die Gespräche von Jugendlichen.

Es gibt ja welche, die erzählen wie sie Fußball spielen. Das ist ja ok. Bei denen nervt nur, daß es sich meistens um solche handelt, die ich die Kopf-Schüttel-Teenager nennen. Jungs mit extra in die Stirn oder über die Schläfen gekämmte Haare, die locker fallen sollen (oder die zumindest diesen Eindruck erwecken sollen). Und damit sie das tun, machen sie eine Kopf-Nick-Schüttel-Schwing-Bewegung. Das ändert jedoch gar nichts an der Lage der Haare, sieht voll blöde aus, weil es eher an eine Krankheit erinnert und wenn das einer direkt neben mir tut, dann hab ich den Eindruck, er will seine Schuppen oder was auch immer sich in seinen Haaren befindet auf mich werfen....

Es ist aber auch interessant den Gesprächen älterer Teens zuzuhören. Diese sind meist über die Phase körperlicher Ertüchtigung hinaus und haben sich der virtuellen Welt zugewandt. Ihre Gespräche beinhalten meistens eine Aufzählung der Programme, die sie gestern nachmittag/abend benutzt haben. Ausserden findet die Konversation über längere Zeit einseitig statt, d.h. nur einer berichtet und der andere macht immer nur "Hmm" oder "Cool".

T1: "Erst hab ich ein bisschen Facebook gemacht, dann noch im ICQ und Twitter."
T1: "da hab ich diesen Typ mit den übelsten Pickeln - kennst du den? - ...."
T2: "nee"
T1: "...im ICQ geadded. Dann hab ich mit dem gechattet."
T1: "Hab ihn so gefragt, ob er die Tussi aus der 8. kennt."
T1: "Er so: nö!"
T1: "Und ich so, echt nicht??"
T1: "Und er so: nö."
T1: "Dann hab ich dem Tim ne SMS geschickt. Und dann musste ich 13 Stunden auf ne Antwort warten. Früh um 5 hab ich die SMS geschickt...."
T1: "und dann so nach dem Abendbrot hab ich ihn um 9 mal angerufen und gefragt: Ich hab dir heute früh um 7 ne SMS geschickt, wieso antwortest Du nicht?"
T1: "Und er so hat wieder nicht geantwortet und dann ich so: Das find ich total scheisse"

Usw. usw. Es ist bemerkenswert: Teenager berichten über ihre Kommunikationsabenteuer.... Als ich gestern dann wieder nach hause gefahren bin, saßen mir im Zug zwei Leute gegenüber: einer war wohl ein Russe, der in Frankreich lebt und zu seinem Kollegen nach Deutschlabnd gekommen ist, um dort einene Workshop zu machen.

Die beiden haben sich angeregt unterhalten - auf englisch. Und besagter Russe meinte dann irgendwann: "Es ist interessant, in Deutschland sprechen die Leute in den Zügen überhaupt nicht miteinander. In Mexiko z.B. geht das sofort los, kaum sie sitzen: "Hallo", "Wo fahren sie denn hin?" ....

Es muss also wohl so sein, dass hier in unseren Gefilden die Leute irgendwann aufhören, auf Kommunikation wert zu legen....

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