Beim Kaffee heute ging es äußerst politisch zu. Das ging schon beim Mittagessen los. Wie immer kam mein Chef mit einer Meinung rüber, die in jeglicher Hinsicht als populistisch einzustufen ist. "Wenn Griechenland wirklich pleite geht, dann wird unser Geld sicherlich bald nichts mehr wert sein. Vielleicht sollten wir es wirklich noch in einen Porsche anlegen." Was soll man dazu noch sagen...
Dann haben wir uns wiedermal ein bisschen über die Lage in Griechenland und über die auch so heftig hochgekochten Emotionen den "anderen" gegenüber ausgetauscht.
Schließlich wurde festgestellt, dass es im Endeffekt so sein wird, dass wir, also Deutschland, die Griechen aufkaufen werden. Geld haben sie ja schließlich keins mehr. Naja, interessanter war, dass wir später - bei besagtem Kaffee - dann darauf gekommen sind, dass die EU eigentlich die Schuld trägt, da durch sie erst ermöglicht wurde, dass internationale Unternehmen und Banken sich in anderen Ländern einkaufen können und dort nun mehr oder weniger direkt das Zepter schwingen. Das ist Globalisierung vom Feinsten.
Ich frage mich, ob die EU eine Auswirkung oder eine Ursache der Globalisierung ist. Bis heute hätte ich auf Auswirkung getippt. Irgendwo tief in mir war ich froh, dass ich in einem großen und mächtigen Wirtschaftsraum lebe, der es schafft, den USA und China paroli zu bieten. Aber die EU - oder besser gesagt den EU-Gedanke - gibt es ja nicht erst seit gestern. Das ging ja schon in der Mitte des letzten Jahrhunderts los. Und vielleicht ist es ja so, dass die anderen - also die USA und China - aufgrund der frühen Aktivitäten in Zentraleuropa - sich bedroht gefühlt haben. Vielleicht haben die ja reagiert....
Mein Kollege meinte, dass die wirtschaftliche Übernahme Griechenlands durch Deutschland einem Krieg gleichkommt. Eins ist mal klar: Wenn die Deutschen kommen und meinen, es besser zu können, als die Griechen, dann ist es Asche mit deren Selbstbestimmung. Im Prinzip stimmt es: Es ist ein Krieg der Wirtschaftssysteme. Und am Ende braucht Deutschland keinen Österreicher an der Spitze, um die Vorherrschaft in Europa zu erlangen.
Die Frage ist nur: Soll das so sein? Wollen wir das? Wir sehen ja was passiert, wenn ein lebenslustiges Volk wie die Griechen dazu genötigt wird, deutschen Maßstäben zu folgen. Es herrscht Chaos. Anderen Nationen würde es da sicherlich nicht anders gehen. Nicht, weil die Werte, die ihnen aufgezwungen werden, aus Deutschland kommen, sondern weil sie ihre eigenen - die die sie dann nicht mehr leben können - abhanden kommen.
Ich will das nicht. Ein System für alle. Das gibt es schon genug: Steuern muß man an das System zahlen, Bildung wird durch ein System geregelt. Alles ist geregelt. Man kann dem System aber auch nicht entkommen, denn wenn man das eine verläßt, ist man im anderen bereits drin. Ich will das nicht. Keiner will das. Jeder ist mit irgendeinem Aspekt der etablierten Systeme, die unser Leben regeln, unzufrieden zu sein. Wieso gibt es sie also? Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass Menschen nur in solchen Systemen zusammen leben können?
Meiner Meinung nach ist es so. Man müßte einander vertrauen...Dann braucht man auch keine Systeme um zu regeln, was passiert, wenn einer nicht tut, was er dem anderen versprochen hat. Und wenn das mal passiert, dann müßten alle soviel Mut haben zu sagen, dass es dafür schon einen entsprechenden Grund gibt.
Dann bräuchte man keine Systeme.....
Dienstag, 28. Juni 2011
Dienstag, 14. Juni 2011
Die neuen Abenteuer
Kürzlich war ich in Nürnberg mit dem Bus zur Arbeit unterwegs. Und eigentlich will ich ja nichts mitbekommen, weil ich mich auf dem Weg zur Arbeit immer in so einem Tunnel befinde. Da tauche ich rein, wenn ich lesgehe, dann folgen eine Menge Rituale, die notwendig sind, um den Tunnel zu passieren und am Ende tauche ich wieder auf und befinde mich an meinem Arbeitsplatz.
Aber manchmal kann man sich der äußerlichen Eindrücke und Einflüsse in ihrer Gänze nicht erwehren. Ein Beispiel hierfür sind die Gespräche von Jugendlichen.
Es gibt ja welche, die erzählen wie sie Fußball spielen. Das ist ja ok. Bei denen nervt nur, daß es sich meistens um solche handelt, die ich die Kopf-Schüttel-Teenager nennen. Jungs mit extra in die Stirn oder über die Schläfen gekämmte Haare, die locker fallen sollen (oder die zumindest diesen Eindruck erwecken sollen). Und damit sie das tun, machen sie eine Kopf-Nick-Schüttel-Schwing-Bewegung. Das ändert jedoch gar nichts an der Lage der Haare, sieht voll blöde aus, weil es eher an eine Krankheit erinnert und wenn das einer direkt neben mir tut, dann hab ich den Eindruck, er will seine Schuppen oder was auch immer sich in seinen Haaren befindet auf mich werfen....
Es ist aber auch interessant den Gesprächen älterer Teens zuzuhören. Diese sind meist über die Phase körperlicher Ertüchtigung hinaus und haben sich der virtuellen Welt zugewandt. Ihre Gespräche beinhalten meistens eine Aufzählung der Programme, die sie gestern nachmittag/abend benutzt haben. Ausserden findet die Konversation über längere Zeit einseitig statt, d.h. nur einer berichtet und der andere macht immer nur "Hmm" oder "Cool".
T1: "Erst hab ich ein bisschen Facebook gemacht, dann noch im ICQ und Twitter."
T1: "da hab ich diesen Typ mit den übelsten Pickeln - kennst du den? - ...."
T2: "nee"
T1: "...im ICQ geadded. Dann hab ich mit dem gechattet."
T1: "Hab ihn so gefragt, ob er die Tussi aus der 8. kennt."
T1: "Er so: nö!"
T1: "Und ich so, echt nicht??"
T1: "Und er so: nö."
T1: "Dann hab ich dem Tim ne SMS geschickt. Und dann musste ich 13 Stunden auf ne Antwort warten. Früh um 5 hab ich die SMS geschickt...."
T1: "und dann so nach dem Abendbrot hab ich ihn um 9 mal angerufen und gefragt: Ich hab dir heute früh um 7 ne SMS geschickt, wieso antwortest Du nicht?"
T1: "Und er so hat wieder nicht geantwortet und dann ich so: Das find ich total scheisse"
Usw. usw. Es ist bemerkenswert: Teenager berichten über ihre Kommunikationsabenteuer.... Als ich gestern dann wieder nach hause gefahren bin, saßen mir im Zug zwei Leute gegenüber: einer war wohl ein Russe, der in Frankreich lebt und zu seinem Kollegen nach Deutschlabnd gekommen ist, um dort einene Workshop zu machen.
Die beiden haben sich angeregt unterhalten - auf englisch. Und besagter Russe meinte dann irgendwann: "Es ist interessant, in Deutschland sprechen die Leute in den Zügen überhaupt nicht miteinander. In Mexiko z.B. geht das sofort los, kaum sie sitzen: "Hallo", "Wo fahren sie denn hin?" ....
Es muss also wohl so sein, dass hier in unseren Gefilden die Leute irgendwann aufhören, auf Kommunikation wert zu legen....
Aber manchmal kann man sich der äußerlichen Eindrücke und Einflüsse in ihrer Gänze nicht erwehren. Ein Beispiel hierfür sind die Gespräche von Jugendlichen.
Es gibt ja welche, die erzählen wie sie Fußball spielen. Das ist ja ok. Bei denen nervt nur, daß es sich meistens um solche handelt, die ich die Kopf-Schüttel-Teenager nennen. Jungs mit extra in die Stirn oder über die Schläfen gekämmte Haare, die locker fallen sollen (oder die zumindest diesen Eindruck erwecken sollen). Und damit sie das tun, machen sie eine Kopf-Nick-Schüttel-Schwing-Bewegung. Das ändert jedoch gar nichts an der Lage der Haare, sieht voll blöde aus, weil es eher an eine Krankheit erinnert und wenn das einer direkt neben mir tut, dann hab ich den Eindruck, er will seine Schuppen oder was auch immer sich in seinen Haaren befindet auf mich werfen....
Es ist aber auch interessant den Gesprächen älterer Teens zuzuhören. Diese sind meist über die Phase körperlicher Ertüchtigung hinaus und haben sich der virtuellen Welt zugewandt. Ihre Gespräche beinhalten meistens eine Aufzählung der Programme, die sie gestern nachmittag/abend benutzt haben. Ausserden findet die Konversation über längere Zeit einseitig statt, d.h. nur einer berichtet und der andere macht immer nur "Hmm" oder "Cool".
T1: "Erst hab ich ein bisschen Facebook gemacht, dann noch im ICQ und Twitter."
T1: "da hab ich diesen Typ mit den übelsten Pickeln - kennst du den? - ...."
T2: "nee"
T1: "...im ICQ geadded. Dann hab ich mit dem gechattet."
T1: "Hab ihn so gefragt, ob er die Tussi aus der 8. kennt."
T1: "Er so: nö!"
T1: "Und ich so, echt nicht??"
T1: "Und er so: nö."
T1: "Dann hab ich dem Tim ne SMS geschickt. Und dann musste ich 13 Stunden auf ne Antwort warten. Früh um 5 hab ich die SMS geschickt...."
T1: "und dann so nach dem Abendbrot hab ich ihn um 9 mal angerufen und gefragt: Ich hab dir heute früh um 7 ne SMS geschickt, wieso antwortest Du nicht?"
T1: "Und er so hat wieder nicht geantwortet und dann ich so: Das find ich total scheisse"
Usw. usw. Es ist bemerkenswert: Teenager berichten über ihre Kommunikationsabenteuer.... Als ich gestern dann wieder nach hause gefahren bin, saßen mir im Zug zwei Leute gegenüber: einer war wohl ein Russe, der in Frankreich lebt und zu seinem Kollegen nach Deutschlabnd gekommen ist, um dort einene Workshop zu machen.
Die beiden haben sich angeregt unterhalten - auf englisch. Und besagter Russe meinte dann irgendwann: "Es ist interessant, in Deutschland sprechen die Leute in den Zügen überhaupt nicht miteinander. In Mexiko z.B. geht das sofort los, kaum sie sitzen: "Hallo", "Wo fahren sie denn hin?" ....
Es muss also wohl so sein, dass hier in unseren Gefilden die Leute irgendwann aufhören, auf Kommunikation wert zu legen....
Dienstag, 7. Juni 2011
Somewhere else
Seit einiger Zeit habe ich mir ein neues Hobby zugelegt. Ich fahre Mountainbike. Als Ausgleich zu dem ständigen Umgang mit dem Computer. Und dabei habe ich eine alte Leidenschaft wieder entdeckt, nämlich das Erkunden von Wegen, die ich noch nicht kenne.
Ich habe schon früher, als ich noch in der Schule war, festgestellt, dass ich das gern mache. Ein Weg, der sich "schön" einenm Wald entgegen schlängelt oder
der "theoretisch da und dort enden müsste", ist einfach faszinierend. Denn entweder entdecke ich etwas neues oder ich kenne eine neue Verbindung in einem bekannten Gebiet.
der "theoretisch da und dort enden müsste", ist einfach faszinierend. Denn entweder entdecke ich etwas neues oder ich kenne eine neue Verbindung in einem bekannten Gebiet.
Das hat was von Lernen....
Früher habe ich das in meiner Heimat getan, was dazu geführt hat, dass ich sie bald in und auswendig kannte und aus jedem nur denkbaren Blickwinkel gesehen hatte. Das hat sich gut angefühlt. Dann kam eine lange Zeit, in der ich nicht mit dem Rad unterwegs war, weil ich studiert habe, arbeiten gegangen bin und mich den größten Teil meiner Zeit mit Computern befasst habe. Aber jetzt bin ich wieder beim Radeln und ich fahre nun dort, wo ich seit 10 Jahren wohne Rad. Und ich lerne nun diese Gegend genauso gut kennen, wie meine Heimat früher.
Das fühlt sich wieder ziemlich gut an.
Das interessante am Mountainbike fahren ist, dass ich nun nicht mehr nur Wege nehmen kann, die bereits von anderen Leuten angelegt wurden. D.h. ich kann nun auch querfeldein fahren. Wege nehmen, die vielleicht noch nicht von anderen gefahren wurden oder Verbindungen entdecken, die so noch nicht gesehen wurden.
Es ist interessant. Das erinnert mich ein bisschen an meine Arbeit. Dort bin ich auch angehalten, innovativ zu sein, was bedeutet, dass ich auch Verbindungen finden soll, die so noch nicht gesehen wurden. Innovativ sein ist praktisch wie das Entdecken der Welt, in der man lebt. Ich glaube, dass eine erfolgreiche Innovation sich genauso gut anfühlt, wie wenn ich einen neuen Weg entdeckt habe.
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